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Sport: Leichtathletik-WM: Ein Abend der Enttäuschungen

Es hätte der deutsche Tag werden sollen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton. In weniger als eineinhalb Stunden wären drei Medaillen möglich gewesen: Drechsler, Schumann, Breuer.

Es hätte der deutsche Tag werden sollen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton. In weniger als eineinhalb Stunden wären drei Medaillen möglich gewesen: Drechsler, Schumann, Breuer. Doch es begann am Sonntag mit der Verletzung von Heike Drechsler in der Weitsprung-Qualifikation, setzte sich fort mit dem fünften Platz von Nils Schumann im 800-m-Finale und endete bei Grit Breuer. Auch sie blieb im 400-m-Finale als Vierte ohne Medaille, und damit war aus dem goldenen Dienstag ein Abend der Enttäuschung geworden.

Zum Thema Fotos von der Tartanbahn: Die Leichtathletik-WM in Bildern Irgendeine Kamera hatte nach dem 400-m-Finale Thomas Springstein eingefangen. Langsam kam der Trainer und Freund Grit Breuers über den Einlaufplatz neben dem Stadion. Schließlich umarmte er seine Freundin, beide hatten Tränen in den Augen. "Ich bin gar nicht einmal so enttäuscht, aber das sind die Emotionen", sagte die 29-jährige 400-m-Europameisterin. "Ich habe über Wochen und Monate hart gearbeitet für diese WM. Ich wäre gerne auf dem Siegerpodest gewesen, aber jetzt bin ich halt nur Vierte."

Nachdem sie in 50,49 Sekunden mit deutlichem Rückstand zur überraschenden Siegerin Amy Mbacke Thiam (Senegal/49,86) und den anderen beiden Medaillenplätzen ins Ziel gelaufen war, setzte sich Grit Breuer erst einmal einige Augenblicke auf die Bahn. "Da habe ich mir gesagt, eigentlich muss ich doch glücklich sein. Im vergangenen September lag ich noch im Krankenhaus, jetzt bin ich im WM-Finale Vierte geworden." Erst vor knapp einem Jahr war Grit Breuer an der Bandscheibe operiert worden. Damals konnte sie nicht wissen, ob sie jemals wieder auf die Laufbahn würde zurückkehren können. Doch nach einem Verzicht auf die Hallensaison hatte sie sich in dieser Saison wieder zurückgemeldet. Grit Breuer gewann den Europacup und wurde dann Deutsche Meisterin in der nach wie vor zweitschnellsten Zeit des Jahres (49,78 Sekunden). Nur die verletzte Britin Katharine Merry war in dieser Saison schon schneller als Grit Breuer.

"Die Form war auch hier in Edmonton da. Aber es ist eben etwas anderes, wenn man bei den Deutschen Meisterschaften locker einen Vorlauf rennt und dann alle Kraft ins Finale legen kann. Bei der WM hatte ich die erste Runde und das Halbfinale schon in den Beinen. Und das habe ich auf den letzten 100 Metern des Finales gemerkt." Fast gleichauf mit den drei am Ende vor ihr platzierten Läuferinnen war Grit Breuer auf die Zielgerade eingebogen und konnte dann nicht mehr mithalten. "Am Ende war der Rückstand deutlich. Die anderen waren besser, ich möchte keine Beileidsbekundungen", sagte Grit Breuer.

Vierte war sie schon einmal bei einer WM, vor vier Jahren in Athen. Danach wurde sie dennoch Weltmeisterin, mit der deutschen 4 x 400-m-Staffel. Ist das vielleicht wenigstens ein gutes Omen? "Zu gewinnen, das wird sehr schwer. Denn die Amerikanerinnen, die Jamaikanerinnen und die Russinnen haben alle starke Staffeln", sagt Grit Breuer. "Wir müssen alle über uns hinauswachsen - und dann kommt es darauf an, mit welcher Position ich den Stab bekomme." Doch die Schlussläuferin des deutschen Quartetts sagt auch: "Ich ruhe mich jetzt drei Tage aus, und dann bin ich wieder richtig fit. In der Staffel gebe ich noch einmal alles. Und schließlich bin ich noch nie ohne eine Medaille von Weltmeisterschaften nach Hause gefahren."

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