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Marathon: Einfacher um den Big Ben

Irina Mikitenko kehrt als Titelverteidigerin zum London-Marathon zurück.

Es war in London vor einem Jahr, als sich Irina Mikitenko in der Marathon-Weltklasse etablierte. Die deutsche Langstreckenläuferin kasachischer Herkunft war zwar ein halbes Jahr zuvor als Zweite in Berlin ein beeindruckendes Debüt im Marathon gelaufen, jedoch ist das Rennen an der Themse noch eine Kategorie höher einzustufen. Wer in London gewinnt, der gehört zur absoluten Weltspitze. So sorgte Mikitenko im vergangenen Jahr für eine große Überraschung, als sie kurz vor dem Big Ben die Führung übernahm und ihrem bisher größten Sieg entgegenlief.

Für das Rennen am heutigen Sonntag kehrt die Läuferin des TV Wattenscheid als Titelverteidigerin zurück. Doch nicht nur das: Als erste nicht-afrikanische Athletin gewann sie im Herbst die World-Marathon-Majors-Serie (WMM) und durfte sich mit Männer-Sieger Martin Lel aus Kenia eine Prämie von einer Million Dollar teilen – das höchste Preisgeld, das je ein deutscher Leichtathlet verdiente. Zuvor hatte die 36-Jährige den Berlin-Marathon gewonnen und als erste deutsche Läuferin die 2:20-Stunden-Barriere durchbrochen. Mit ihrer Bestzeit von 2:19:19 Stunden ist Mikitenko die viertschnellste Läuferin aller Zeiten.

Wie im vergangenen Jahr vor dem Rennen in London hatte Mikitenko vier Wochen in Kirgisien trainiert. Aus Kasachstan stammend, kennt sie das Trainingsgebiet noch aus den frühen 90er Jahren. „Meine Schwiegereltern leben in der Nähe und konnten daher auf unsere kleine Tochter aufpassen. Entscheidend ist für mich, dass ich dort in einer für mich idealen Höhe zwischen 1600 und 1700 Metern rennen kann. Das ist genauso hoch wie in St. Moritz, wo ich im Sommer trainiere. In Kirgisien gibt es keinen Schnee und wir hatten dort im März praktisch durchweg beste Bedingungen“, sagt Mikitenko. Ihren maximalen wöchentlichen Trainingsumfang konnte sie auf bis zu 220 Kilometer steigern.

Nicht nur für die Buchmacher, auch für Mikitenko ist vieles einfacher bei ihrer Rückkehr nach London. „Die Erwartungshaltung ist natürlich größer, aber ich lasse mich nicht unter Druck setzen. Was mir hilft, ist, dass ich weiß, was in London auf mich zukommt. Im letzten Jahr war alles neu für mich – von den Meilen-Streckenschildern bis zu den Verpflegungspunkten.“

Eines jedoch ist genauso hart wie 2008: die Konkurrenz. „Das Frauen-Elitefeld in London ist sicher eines der besten, das es bei einem City-Marathon bisher gegeben hat“, sagt Irina Mikitenko. Sie trifft auf alle drei Medaillengewinnerinnen von Peking: Olympiasiegerin Constantina Dita (Rumänien), die Silbermedaillengewinnerin Catherine Ndereba (Kenia), die zugleich Weltmeisterin und die zweitschnellste Läuferin aller Zeiten ist (2:18:47 Stunden), sowie die drittplatzierte Chinesin Zhou Chunxiu, die in London 2007 gewann. Gleich sieben Konkurrentinnen von Mikitenko sind schon Weltklassezeiten von unter 2:22 Stunden gelaufen.

Ihr nächstes großes Marathonrennen nach London wird der WM-Marathon im August in Berlin sein. Doch darüber macht sich Mikitenko in diesen Tagen keine Gedanken. „Ich muss jetzt erst einmal einen guten Wettkampf in London laufen, dann folgt die Vorbereitung auf Berlin“, sagt Mikitenko, die zurzeit auch die WMM-Serie anführt und mit einem Erfolg am Sonntag beste Gesamtsiegchancen hätte. „Aber ich denke nicht so sehr an die WMM. Wenn ich in London gut laufe, kommen die Punkte von alleine.“

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