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Die spanischen Fußballerinnen erreichen Historisches auf verschiedenen Ebenen.

© dpa/Manu Fernandez

Nach Streik der spanischen Fußballerinnen: Deutschland kann sich etwas abgucken

Im spanischen Frauenfußball ist der erste Ligaspieltag aufgrund des Streiks der Fußballerinnen ausgefallen. Ihre Forderung: Mehr Mindestgehalt. Warum das in Deutschland auch Thema sein sollte.

Ein Kommentar von Alishya Tanoku

Im spanischen Frauenfußball war zuletzt eine Menge los. Nach dem WM-Erfolg in Australien ging es allerdings nur kurz um den Sport an sich, weil sich ein Mann mit seinem Fehlverhalten in den Mittelpunkt drängte. Der ehemalige RFEF-Verbandspräsident Luis Rubiales packte die Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung am Kopf und küsste sie auf den Mund.

Die Welt konnte live dabei zuschauen, wie ein Mann in gehobener Stellung eine Frau sexuell nötigt. Es ist ein Armutszeugnis für die bestehenden Strukturen im Frauenfußball – nicht nur in Spanien.

Hermoso hat mittlerweile Strafanzeige gestellt, Rubiales ist letztendlich zurückgetreten, nun muss er folgerichtig vor Gericht aussagen. Zudem haben die spanischen Spielerinnen den ersten Spieltag der La Liga F bestreikt, was zu einer Komplettabsage führte. Ihre Forderungen: Das Mindestjahresgehalt soll bei 23.000 Euro liegen, das sind knapp 2000 Euro brutto im Monat.

Auch in Deutschland wurde in den vergangenen Jahren zurecht diskutiert, ob ein Mindestlohn für die Fußballerinnen der 1. und 2. Bundesliga nicht begründet wäre. Zum Erstliga-Start an diesem Freitag (Meister FC Bayern spielte 2:2 beim SC Freiburg), gibt es aber weiterhin kein vorzeigbares Ergebnis. Dabei wäre dieser Betrag das Mindeste, wenn man bedenkt, dass die Profis in der Männer-Bundesliga im Vergleich 40.000 bis (geschätzt) 2.000.000 Euro im Monat verdienen.

Der Motor ist seit der Europameisterschaft in Deutschland gestartet. Jetzt fragt sich nur, ob er nochmal in die Werkstatt muss.

Almuth Schult, frühere Nationalspielerin zur Bezahlung von Fußballerinnen in Deutschland.

Die ehemalige Nationalspielerin Almuth Schult sagte in einem Interview im Juli 2023: „Der Motor ist seit der Europameisterschaft in Deutschland gestartet. Jetzt fragt sich nur, ob er nochmal in die Werkstatt muss.“

Um in dieser Metapher zu bleiben: Es sind in jedem Falle Reparaturen vorzunehmen, wenn nicht gar eine Generalüberholung. In der 2. Bundesliga bekommen die Spielerinnen nach Angaben einer nicht-repräsentativen Studie nur 900 Euro brutto (1. Bundesliga: 3500 Euro) und trainieren und spielen trotzdem schon auf Profiniveau.

Je nach Job müssen sie vor oder nach den Einheiten noch arbeiten gehen. Zudem gibt es, anders als in Spanien, keine Spielerinnen-Gewerkschaft, die sich für die Rechte der Fußballerinnen einsetzt. Dabei trägt das Streiken Früchte: Schon 2020 konnten die Spanierinnen einen Tarifvertrag erwirken, der neben einem Mindestlohn auch eine Regelung für den Mutterschutz vorsieht.

Es ist Zeit, dass endlich auch in Deutschland etwas passiert. Die Strukturen müssen sich nachhaltig verändern, damit einerseits die Gehälter angepasst werden können und Schwangerschaften nicht mehr zum Karrierekiller werden können. Andererseits müssen die Profi-Sportlerinnen besser vor Übergriffen geschützt werden, denn sexualisierte Gewalt im Sport ist und bleibt ein Thema – nicht nur in Spanien.

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