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Sport: Neuer Spaß am Siegen

Bernhard Langer und Marcel Siem triumphieren überraschend beim World Cup der Golfer auf Barbados

Berlin - Nur zum Spaß ist er nach Barbados zum World Cup geflogen, hat Bernhard Langer gesagt. Nun hat er gewonnen – und was könnte mehr Spaß machen? Am späten Sonntagabend lag bei der Siegerehrung ein stilles Lächeln auf dem Gesicht von Bernhard Langer, während sein junger Spielpartner Marcel Siem begeistert die Faust in die Luft streckte. „Das ist wie ein frühes Weihnachten“, sagte Langer, nachdem ihm zusammen mit dem Düsseldorfer am letzten Tag des Teamwettbewerbs im Rahmen der hochdotierten World Tour eine überraschende Aufholjagd gelungen war. Nach einer enttäuschenden Saison auf der US-PGA-Tour und dem Verpassen der Tourkarte für 2007 beendete Langer das Jahr mit einer Sensation.

Zu den Favoriten haben die beiden Deutschen bei diesem World Cup im Sandy Lane Resort nie gehört. Auf der einen Seite der zwar spielerfahrene aber nicht mehr jugendliche Langer, der im nächsten Jahr nach seinem 50. Geburtstag auch Turniere auf der Champions Tour für Senioren bestreitet. Auf der anderen Seite der ungestüme Marcel Siem, der zwar auf der European Tour etabliert ist, aber bei den Übungsrunden in Barbados vor Nervosität unruhig von Loch zu Loch eilte. Da klopfte ihm der Veteran beruhigend auf die Schulter: „Nur Spaß, kein Druck.“

Dieses Spielkonzept ging auf. Von der ersten Runde an spielte das Duo vorne mit, lag nach einer 65er Runde auf Rang zwei, fiel auf Position vier zurück und startete am Sonntag mit fünf Schlägen Rückstand auf die führenden Schweden. Beständig ging es von da aus nach vorne, unspektakulär aber hartnäckig, so wie man es von Langer seit Jahrzehnten kennt. Birdie an den Löchern sechs und acht verkürzten den Rückstand auf drei Schläge. Dann setzte das Spiel zwei Stunden wegen Regen aus, danach zogen heftige Windböen über den Platz in der Karibik, der Boden war vollgesogen vom Wasser und nicht einfach zu spielen. An den Löchern elf und zwölf machte das Duo noch zwei Schläge gut, ging nach einem gelochten Birdieputt von Siem an Bahn 16 erstmals mit 17 unter Par in Führung und beendete die Runde mit Bogey und Par als Beste im Clubhaus.

Ihr Ergebnis von 66 sollte Tagesbestleistung bleiben, den Schotten Colin Montgomerie und Marc Warren gelang allerdings auch ein Endergebnis von 16 unter Par. Nun kam es zum Playoff am 18. Loch, einem Par 3-Loch. Dort herrschte Atrium-Atmosphäre: ein tiefer gelegtes Grün, um das sich die Zuschauer sammelten. Dort standen zwei Männer im Mittelpunkt, die Europas Golf seit Jahren prägen. Montgomerie und Langer zählen mit ihrem präzisen, beständigen Spiel zu den besten Profis im Klassischen Vierer. Am 18. Grün jedoch setzen die beiden Altstars ihre Abschläge ins Rough neben dem Grün. Ein exzellenter Lob von Siem machte das Par zur sicheren Sache. Montgomerie schob Warrens Ball, eineinhalb Meter von der Fahne entfernt, unsicher vorbei, während Langer Siems Vorlage mit einem kurzen Putt zum Sieg nutzte.

„Hier am Sonntag mit Langer und Montgomerie zu stehen, ist ja das Beste, was mir überhaupt passieren konnte“, sagte Siem. Als der 26-Jährige vor Begeisterung kaum Atem fand, nahm sich sein älterer Partner 16 Jahre nach seinem ersten World-Cup-Sieg Zeit für eine bedächtige Antwort. „Nach 16 Jahren wieder mit einem jungen Mann als Sieger dazustehen, ist schwer zu glauben“, sagte Langer. „Das beweist wieder, dass der Golfball nicht weiß, wie alt der Spieler ist."

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