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Daniel Ricciardo (Mitte), Nico Rosberg (l.) und Sebastian Vettel (r.) auf dem Siegerpodest in Kanada.

© dpa

Formel 1: Nico Rosberg wird Zweiter - und verblüfft die Konkurrenz dennoch

Erstmals in dieser Formel-1-Saison gewann in Kanada kein Mercedes und Daniel Ricciardo von Red Bull brachte wieder Spannung in den WM-Kampf. Doch die Konkurrenz staunte besonders über Nico Rosberg.

Eigentlich hätte Adrian Newey nach dem Grand Prix von Kanada in Feierlaune sein müssen. Der Chefdesigner des Formel-1-Teams Red Bull erlebte in Montreal einen überraschenden Sieg seines Piloten Daniel Ricciardo mit, den ersten des Australiers. Auch Weltmeister Sebastian Vettel im zweiten Red Bull kam aufs Podest und wurde Dritter. Und Newey selbst hatte gerade seinen Vertrag mit dem Weltmeisterteam um „mehrere Jahre“ verlängert – auf eine Weise, die ihm sehr entgegenkommt: Mit neuen Aufgaben und Herausforderungen im gerade entstehenden Red-Bull-Design-Center, wo von Sportwagen bis Flugzeugen alles Mögliche entworfen wird. Und mit erheblich weniger Aufgaben im aktuellen Tagesgeschäft der Formel 1, die ihn dank der immer größer werdenden Einschränkungen des Reglements immer mehr langweilt.

Staunende Blicke bei den Experten

Doch das Technik-Genie schüttelte bei aller Freude über das Ergebnis am Sonntagabend vor allem den Kopf. Nämlich darüber, dass Nico Rosberg im Mercedes noch Zweiter werden konnte und bis zwei Runden vor Schluss sogar geführt hatte – obwohl der Deutsche seit der Hälfte des Rennens mit einem schwer angeschlagenen Auto unterwegs war. Eine Überhitzung der Elektronik-Steuerbox hatte zu einem Ausfall des Hybrid-Systems geführt. „Nico war ab da mit 160 PS weniger unterwegs. Dass er es geschafft hat, sich da vorne zu halten, war eine unglaubliche Glanzleistung, absolute Weltklasse," lobte Niki Lauda, der Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams. Adrian Newey dagegen wunderte sich: „Mit 160 Zusatz-PS weniger – es ist mir schleierhaft, wie das überhaupt geht.“

Und er zog wie viele andere Experten den Schluss: „Dieser Mercedes-Motor muss noch viel überlegener sein, als wir alle glaubten.“ In der 37. Runde war das Problem gleichzeitig an Rosbergs und Hamiltons Auto aufgetreten. Durch die heute unglaublich komplexe Technik der Energie-Rückgewinnung über die Bremsen wirkte es sich zusätzlich auch dort aus, in Form massiver Bremsprobleme. So mussten die Fahrer die Bremsbalance verstellen, Rosberg kam mit den veränderten Verhältnissen klar, sein Teamrivale nicht. Bei Hamilton wurden die hinteren Bremsen zu heiß, am Ende fiel das Bremspedal ganz durch und der Brite musste aufgeben. So reichte der zweite Platz für den Deutschen, um seine WM-Führung auf 22 Punkte auszubauen.

Enttäuschung über den Zweiten Platz

So ganz zufrieden war der gebürtige Wiesbadener dennoch nicht, nachdem nach bisher sechs Siegen in Folge die Mercedes-Serie gerissen war: „Wir haben ein so gutes Auto, dass wir eigentlich immer gewinnen müssten. Da ist ein zweiter Platz eigentlich eine Enttäuschung.“ Auch Sebastian Vettel haderte ein bisschen. Er wusste, dass er selbst durchaus hätte gewinnen können. Schließlich lag er von Anfang an deutlich vor dem Teamkollegen Ricciardo, ehe er auf Nico Hülkenberg auflief, der mit einer Einstopp-Strategie unterwegs war, und eine Menge Zeit verlor. „Glaubt ihr, dass das schlau ist, was wir da mit der Strategie machen?“, fragte er mehrfach über Funk nach – aber keiner der Team-Strategen ließ sich etwas einfallen.

Im Gegenteil: Durch eine seltsame Strategie kam auch noch Ricciardo an ihm vorbei. „Wenn die Umstände schon einmal so sind, dass deutlich mehr drin ist, dann kann ich mit einem dritten Platz nicht zufrieden sein“, sagte er nachher. „Da war von der Strategie her mit Sicherheit mehr möglich, aber ich habe aus dem Auto nicht die Gesamtübersicht, das zu entscheiden.“ Auch der weiterhin krasse Leistungsnachteil seines Renault-Motors gegenüber den Mercedes-Triebwerken gefiel Vettel nicht: „Dass wir mit unserer – Entschuldigung, ich muss das jetzt mal so sagen – Gurke auf der Geraden ohne jede Chance sind, auch nur an einem Force India vorbeizukommen, das ist schon traurig.“

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