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Österreich: IOC stellt Olympia-Komittee an den Pranger

Im Zusammenhang mit den Doping-Vorwürfen bei den Winterspielen von Turin hat das IOC den österreichischen Verband zu empfindlichen Strafen verurteilt. Zudem wird eine rigorose Aufarbeitung gefordert.

Lausanne/Frankfurt/Main - Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat mit Härte auf die Doping-Affäre bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin reagiert und das nationale Olympische Komitee Österreichs (ÖOC) zu einer Geldstrafe in Höhe von einer Million Dollar verurteilt. Zudem verlangt das IOC die komplette Aufarbeitung des Falles und daraus resultierende Strukturveränderungen im ÖOC bis zum 30. Juni 2008. Das ÖOC muss ferner alle IOC-Beschlüsse vollständig umsetzen, besonders jene in Verbindung mit der Nichtzulassung bestimmter Personen für künftige Olympische Spiele.

Das IOC verhängte erst zum zweiten Mal in seiner Geschichte eine Sanktion wegen Dopings. Zuvor war dem NOK Weißrusslands 2002 vom IOC die finanzielle Unterstützung in ungenannter Höhe gestrichen worden, weil sich eine Athletin in Salt Lake City einer Dopingkontrolle entzogen hatte.

Sechs Sportler lebenslang gesperrt

In der Turin-Affäre um den zum damaligen Zeitpunkt bis 2010 für Olympia gesperrten Langlauf- und Biathlontrainer Walter Mayer waren bei einer Razzia der italienischen Polizei am 18. Februar des Vorjahres im österreichischen Olympia-Quartier Hilfsmittel für Doping-Methoden entdeckt worden. Sechs Sportler wurden in der Folge lebenslang gesperrt, vier davon haben gegen das Urteil vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) Einspruch eingelegt.

ÖOC-Präsident Leo Wallner machte den Österreichischen Skiverband (ÖSV) wegen schwerwiegendem Fehlverhalten als Hauptschuldigen für die Affäre aus und fordert seinerseits vom Verband eine Million Dollar "für strafweise entgangene Unterstützung durch das IOC". Zudem sprach sich Wallner in einer ersten Reaktion für den Olympia-Ausschluss aller Turin-Betreuer des ÖSV-Langlauf- und Biathlonteams aus. "Der ÖSV hat den Ausschluss des ÖOC, und damit aller Athletinnen und Athleten, von den Sommerspielen 2008 und den Olympischen Winterspielen 2010 beinahe heraufbeschworen", erklärte Wallner.

ÖSV habe "keine Lehren gezogen"

Der ÖSV habe nach der "Blutbeutel-Affäre" um Mayer in Salt Lake City 2002 keine Lehren gezogen und "keine ausreichenden, zielführenden Maßnahmen" getroffen. Dies habe dazu geführt, dass in Turin durch teilweise dieselben Personen gegen die Olympische Charta sowie die Anti-Doping-Regularien verstoßen wurde. In der Kritik steht vor allem ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der zugleich Vizepräsident des ÖOC ist. Die IOC-Forderung nach personellen Konsequenzen im ÖOC zielt offenbar auf dessen Entlassung hin. Am 29. Mai wird der ÖOC-Vorstand in einer Dringlichkeitssitzung über Maßnahmen entscheiden.

In Österreich regiert nun die Hoffnung, dass sich die Affäre nicht auf die Olympia-Bewerbung von Salzburg auswirkt. "Sie hat weiter Chancen", sagte Österreichs Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. "Die Bewerbung ist nicht tot. Das IOC hat immer gesagt, dass man die Doping-Angelegenheit und die Bewerbung strikt auseinander halten muss", erklärte der Salzburger Bürgermeister und Olympia-Aufsichtsratschef Heinz Schaden. Das IOC vergibt die Olympischen Winterspiele 2014 am 4. Juli auf dem Kongress in Guatemala. (tso/dpa)

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