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Sport: Platz drei wie ein Sieg

Sonja Oberem feiert bei Frauenlauf ein starkes Comeback

Berlin. Am meisten freute sich vielleicht die Drittplatzierte: Fast sieben Monate lang war Sonja Oberem kein einziges Rennen gelaufen. Nun meldete sich die international erfolgreichste deutsche Marathonläuferin der vergangenen Jahre beim Frauenlauf in Berlin zurück. In 33:39 Minuten war die 30-jährige Leverkusenerin über zehn Kilometer hinter Lenah Cheruiyot (Kenia/33:26) und Vorjahressiegerin Kathrin Weßel (SCC/33:34) ins Ziel gelaufen.

Dass Sonja Oberem überhaupt gestartet war, dazu bedurfte es erst einer Überredung durch Mark Milde, der bei den Rennen von SCC-Running für die Verpflichtung der Topathleten zuständig ist. „Er rief mich an und überzeugte mich. Und dadurch hatte ich auch wieder ein Ziel“, sagt Sonja Oberem. Der größte deutsche Frauenlauf mit der Rekordzahl von 10 528 Teilnehmerinnen aus 44 Nationen brachte der stärksten deutschen Marathon-Frau bei Temperaturen von 30 Grad die Lust am Laufen zurück. „Ich renne gerne in der Hitze“, sagte Oberem.

Es ist noch nicht lange her, da hatte Sonja Oberem „null Motivation“, und die EM-Dritte von 2002 im Marathon dachte sogar an ein abruptes Karriereende. Am 3. November hatte sie zwar zum zweiten Mal in Folge den Athen-Marathon gewonnen. „Doch danach ging nichts mehr, ich war völlig ausgebrannt.“ Hinzu kam, dass sie lange eine Ischiasentzündung hatte. „Ich habe über Jahre hinweg immer auf das Gas gedrückt“, sagt Sonja Oberem, die eine Marathon-WM-Bilanz hat, die in dieser Form international einmalig ist: Zwischen 1995 und 2001 belegte sie bei den im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindenden Titelkämpfen die Plätze acht, sieben, sechs und fünf.

Doch während die meisten Weltklasseläuferinnen nicht mehr als zwei Marathonrennen im Jahr laufen, rannte Sonja Oberem 2001 drei und im vergangenen Jahr sogar vier: Sie gewann in Hamburg im April, wurde Dritte bei der EM im August, lief in Berlin im September trotz einer Interviewpause für das Fernsehen noch auf Platz elf und gewann schließlich in Athen. „Dann gab mir der Körper das Signal für eine längere Pause.“ Monatelang fuhr Sonja Oberem nur Rad, erst vor sechs Wochen begann sie wieder mit dem Lauftraining. Unter diesen Umständen war das Comeback beim Frauenlauf ein Erfolg. So könnte Berlin ein Meilenstein in Richtung Weltmeisterschaft, die im Sommer in Paris stattfindet. „Ich werde dort nur starten, wenn ich ein bestimmtes Leistungsniveau habe und damit auch gewisse Chancen“, sagt Oberem.

Für die zweitplatzierte Kathrin Weßel steht schon am nächsten Sonntag ein Marathonrennen in Regensburg auf dem Programm. „Erst danach werde ich entscheiden, was ich in diesem Jahr noch laufe.“ Ein Start bei der WM erscheint so gut wie ausgeschlossen. Denn nachdem Kathrin Weßel vor knapp einem Jahr mangels Form auf den EM-Start verzichtet hatte, warf der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sie aus dem Kader. Seither hat die Berlinerin vom DLV nichts mehr gehört.

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