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Sport: Rücktrittsaufforderung gegenüber Leichtathletik-Chef Thiel verpufft

Die erfolgreiche Leichtathletik-Abteilung des Traditionsklubs Olympischer SC steht offenbar vor einem Scherbenhaufen. Wie der Tagesspiegel erfuhr, hat die Abteilung im Laufe der Jahre erhebliche Schulden aufgebaut, die den sechsstelligen Bereich erreicht haben dürften.

Die erfolgreiche Leichtathletik-Abteilung des Traditionsklubs Olympischer SC steht offenbar vor einem Scherbenhaufen. Wie der Tagesspiegel erfuhr, hat die Abteilung im Laufe der Jahre erhebliche Schulden aufgebaut, die den sechsstelligen Bereich erreicht haben dürften. In der Folge dieser Entwicklung besteht der Vorsitz der Abteilung inzwischen nur noch aus zwei Personen - Rudi Thiel und Christine Stiller - sowie zwei Jugendwarten. Die anderen ursprünglich gewählten Vorstandsmitglieder hatten sich bei Wahlen im April nicht mehr zur Verfügung gestellt. In der Zwischenzeit hatten sowohl Trainer der Leichtathletikabteilung als auch das Präsidium des Gesamtvereins dem langjährigen Vorsitzenden Rudi Thiel einen Rücktritt schriftlich nahe gelegt. Thiel, der auch seit über 30 Jahren Organisator des Leichtathletik-Grand-Prix-Sportfestes ISTAF ist und sich in dieser Zeit erhebliche Verdienste erwarb, lehnte einen Rücktritt jedoch ab. Er möchte offenbar die Abteilung mit einem eigenen Konzept selber sanieren. In der Folge der Probleme haben von knapp 700 Mitgliedern der Leichtathletikabteilung bereits rund 60 ihre Mitgliedschaft gekündigt. Zu der Schuldensituation sagte der Präsident des Gesamtvereins, Siegfried Wothe, dem Tagesspiegel: "Ich sehe diese Entwicklung als gefährlich für den Gesamtverein an - aber ich glaube nicht, dass der OSC in seiner Existenz bedroht ist. Wir sind dabei, eine Lösung zu finden, die die Leichtathletikabteilung erhält."

Eine erste Konfrontation zwischen Thiel und dem restlichen Vorstand der Leichtathletikabteilung gab es, als der Vorstand gegen Thiels Intention die Ausrichtung des OSC-Springermeetings 1999 ablehnte. Bei den Vorstandswahlen im April gab es dann mit dem langjährigen Sportwart des OSC, Otakar Stastny, einen Gegenkandidaten zu Rudi Thiel. "In einer Abstimmung unterlag ich, nachdem Rudi zuvor erklärt hatte, er würde das nötige Geld besorgen", erklärte Stastny, der sich als Stellvertreter jedoch ebenso nicht mehr zur Verfügung stellte wie Volkmar Scholz. "Ich wollte diese Schulden nicht mehr mittragen", erklärte Otakar Stastny.

Angesichts der neuesten Entwicklungen mit vielen Mitgliedskündigungen hatte Stastny vor drei Tagen Thiel angeboten, mit einer Vorstandsmannschaft einzuspringen und ihm eine beratende Position als Ehrenvorsitzender zu geben. Doch Thiel lehnte ab und bezeichnete Stastny, mit dem er über 25 Jahre zusammengearbeitet hat, als nicht qualifiziert. Inzwischen geht Thiel, der erst vor kurzem bei einer Sitzung der deutschen Leichtathletik-Veranstaltergemeinschaft German Meetings auf den Ehrenpräsidenten-Posten gesetzt worden war, in einem Rundbrief an die Mitglieder in die Offensive. "Ich gehe davon aus, dass ich nach wie vor das Vertrauen der meisten Mitglieder habe und werde deshalb jüngsten Aufforderungen des OSC-Präsidenten keine Beachtung schenken", heißt es darin. "Ich will die Abteilung in ruhiges Fahrwasser bringen", schreibt Thiel und sagte dem Tagesspiegel: "Wir sind dabei zu straffen. Die Sponsorensituation sieht ebenso vernünftig aus wie der Athletenpart."

Probleme gab es erst vor wenigen Wochen, als der Hochsprung-WM-Dritte Martin Buß den Verein Richtung Bayer Leverkusen verließ, weil er nach erheblichen Verzögerungen von Geldüberweisungen seitens des OSC kein Vertrauen mehr in neue Angebote des Klubs hatte. Auch Otakar Stastny hat das Vertrauen verloren: "Das Problem ist, dass die Schulden von Jahr zu Jahr immer höher wurden - sie wurden nicht ab- sondern aufgebaut." Während Rudi Thiel für ein Springermeeting 2000 bereits Werbung macht und auf einen Preisgeldetat von 100 000 Dollar hinweist, hat die Nachwuchstrainerin Marion Zillwich-Scholz gerade erst die Honare der ersten beiden Quartale überwiesen bekommen. Die Trainerin verläßt den Verein und geht mit ihrem Mann Volkmar Scholz zum BSV 92. "Dass sie geht, ist eine mittlere Katastrophe. Man bekommt keine Leute mehr, die sich für so wenig Geld derart engagieren", sagt Otakar Stastny.

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