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© dpa

Skispringen: Draufgänger unter Professoren

Der 18 Jahre alte deutsche Skispringer Pascal Bodmer weckt große Hoffnung – seine Unbekümmertheit soll die älteren Kollegen anstecken.

Berlin - Es wird sich erst in den nächsten Jahren erweisen, ob es weitsichtig oder voreilig war, dass der Skiclub Meßstetten auf seiner Homepage unter dem Namen „Pascal Bodmer“ die Rubrik „Titelsammlung“ eingerichtet hat. Gegenwärtig beginnt diese Sammlung mit einem bescheidenen 21. Platz beim sogenannten Alpencup-Finale in Pragelato. Seit vergangenem Wochenende kann an gleicher Stelle immerhin auf das stolze Ergebnis vom Weltcupspringen in Kuusamo verwiesen werden: Platz zwei. Wahrscheinlich aber sollte man die Rubrik ohnehin nicht wörtlich nehmen und sie vielmehr als Metapher für das verstehen, was der 18 Jahre alte Pascal Bodmer zurzeit für das deutsche Skispringen am ehesten verkörpert: die Hoffnung auf mehr.

Bereits gestern beim Weltcupspringen in Lillehammer musste Pascal Bodmer zeigen, ob er den neuen Erwartungen standhalten kann. Dabei war er wieder bester Deutscher und verpasste eine bessere Platzierung als Rang 14 nur wegen ungleicher Bedingungen im ersten Durchgang. Dennoch: „Wir dürfen den Buben nicht überfordern, er ist bei Weitem noch nicht perfekt“, warnt Bundestrainer Werner Schuster. Allerdings ist Pascal Bodmer nicht ganz unbeteiligt daran, dass die Hoffnungen so groß sind. Der Sportsoldat hatte unmittelbar nach seinem Erfolg in Lillehammer, wo er auch dem deutschen Team auf Platz zwei geholfen hatte, gesagt: „Ich will bei Olympia vielleicht eine Medaille gewinnen.“

Für Bundestrainer Werner Schuster ist dieser Ehrgeiz eine zweischneidige Sache. Einerseits begrüßt es der Österreicher in Diensten des Deutschen Skiverbandes, endlich einmal einen unbekümmerten, nassforschen Youngster im Team zu haben, der nicht unentwegt über die Unwägbarkeiten des Skispringerlebens grübelt. Die Routiniers Martin Schmitt, Michael Uhrmann, Georg Späth und Michael Neumayer neigen mitunter dazu, sich das Fliegen selber schwer zu machen. „Pascal Bodmer ist kein Professor, der alles 17 Mal durchleuchtet“, sagte Werner Schuster. Er hofft, dass der Jüngste in diesem Winter die Älteren mit seiner Unbekümmertheit anstecken kann. Dem deutschen Skispringen mangelte es zuletzt an jungen, draufgängerischen Typen wie den österreichischen Olympiasiegern Thomas Morgenstern oder Gregor Schlierenzauer – Pascal Bodmer könnte diese Lücke schließen

Andererseits liegt genau darin die Gefahr. Bereits nach seinem ersten kleinen Erfolg im Weltcup schlägt eine große Welle an Erwartungen über ihm zusammen. „Das ist von null auf hundert gegangen, aber genauso schnell kann es auch wieder rückwärts gehen“, sagt Bundestrainer Werner Schuster. Er war froh, dass seine Mannschaft von Kuusamo nach Norwegen weitergefahren ist und sich nicht der medialen Begeisterung in Deutschland stellen musste. „Zum Glück waren wir nicht daheim“, sagt Werner Schuster dem „Sportinformationsdienst“, „da kommen ja plötzlich aus allen Löchern Manager gekrochen.“

Sie wollen ihn vermarkten, denn bisher ist nur wenig über Pascal Bodmer bekannt: dass er mit fünf Jahren seinem älteren Bruder in Meßstetten auf der Schwäbischen Alb zum Skisprung-Training gefolgt ist; alle Kader des Verbandes durchlaufen hat; das Skigymnasium Furtwangen besucht und sich zuletzt bei der Bundeswehr als Sportsoldat verpflichtet hat. Nicht viel an Informationen, aber eigentlich müssen sie auch genügen. Solange seine Titelsammlung nicht länger ist.

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