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Skispringer Österreich

© dpa

Skispringen: Land der Adler

Österreich ist im Skisprungfieber. Schuld daran sind die beiden Führenden bei der Vierschanzen-Tournee: der "Schlieri" und der "Morgi".

Die Heimat empfing die österreichischen Skisprunghelden Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern unfreundlich. Windböen von acht Metern pro Sekunde ließen die Fahnen im Innsbrucker Bergisel-Stadion knattern und waagrecht von ihren Masten abstehen. An Skispringen war nicht zu denken. Die Zuschauer erhielten das Geld, das sie für das Qualifikationsspringen bezahlt hatten, an den silbernen Kabinen mit der Aufschrift „Kassa“ zurück. „Für Freitag ist Föhn angesagt, ich hoffe, dass der Wind dann ein bisschen ruhiger wird“, sagte der Innsbrucker Organisationschef Alfons Schranz. Denn ansonsten ist an der Bergisel-Schanze alles bereitet für ein Skisprungfestival in Rot-Weiß-Rot.

Zweimal ist bei der diesjährigen Vierschanzentournee bereits das Lied vom „Land der Berge“ erklungen. Am heutigen Freitag beim dritten Springen in Innsbruck (13.45, live in der ARD) soll erneut die österreichische Hymne abgespielt werden – darauf hoffen nicht nur die meisten der voraussichtlich 26 000 Zuschauer. „Das Duell der Super-Adler“ kündigt auch die „Neue Zeitung für Tirol“ an und verschweigt dabei in ihrer Schlagzeile, dass in Janne Ahonen auch ein Nicht-Österreicher um den Titel der Vierschanzentournee kämpft. Der Finne liegt als Drittplatzierter der Vierschanzentournee nur 3,3 Punkte hinter dem Führenden Gregor Schlierenzauer und 0,2 Punkte hinter Thomas Morgenstern. Viermal hat Ahonen die Tournee bereits gewonnen, trotzdem glaubt der österreichische Cheftrainer, dass nicht nur heute sondern auch am Sonntag in Bischofshofen einer seiner Springer zum Sieger gekürt werden wird. Alex Pointner sagt: „Ich bin überzeugt, dass wir besser vorbereitet sind.“

Das hoffen auch seine Landsleute und haben sich zahlreiche Karten gesichert. „Wir haben nur noch 4000 Karten zu verkaufen, so gut war der Vorverkauf seit der Hannawald-Ära nicht mehr“, sagt Alfons Schranz. Der Organisationschef fühlt sich erinnert an die Zeit, als kurzzeitig Deutschland ein Skisprung-Boom erfasst hatte. „Damals hatten wir in Innsbruck zu 60 Prozent deutsche Zuschauer“, erinnert sich Schranz. In diesem Jahr wird das anders sein. „Die Zuschauer kommen jetzt aus der Umgebung.“ Das Österreichische Fernsehen ORF hatte in Oberstdorf seine Quote von 765 000 Zuschauern im Vorjahr auf 1,2 Millionen steigern können, in Garmisch-Partenkirchen stieg sie auf 1,03 Millionen (Vorjahr 943 000), der Marktanteil schoss sogar von 47 Prozent auf 57 Prozent. Der Skisprung-Boom weilt nun im Land der Berge.

Schuld daran sind der „Schlieri“ und der „Morgi“, wie die beiden Führenden der Vierschanzentournee in ihrer Heimat genannt werden. Spätestens seit Morgensterns Olympiasieg von der Großen Schanze und dem Mannschaftsgold von Turin dominieren die Österreicher das Skispringen. In dieser Saison ist das besonders deutlich: Von neun Weltcupspringen siegte nur einmal ein Nicht-Österreicher. Siebenmal gewann Thomas Morgenstern. Längst rätselt der Rest der Skisprungwelt über ihr Erfolgsgeheimnis. Der deutsche Bundestrainer Peter Rohwein glaubt dass das zentrale Skigymnasium in Stams das Erfolgsrezept ist. Sein finnischer Kollege Tommi Nikunen vermutete das Geheimnis bei den Sprunganzügen, er sagt: „Die Österreicher habe bei den Anzügen etwas, was die anderen nicht haben.“ Die Springer von Trainer Pointner lassen sich ihre Anzüge beim österreichischen Hersteller Hans Starl individuell schneidern. Und dieser arbeitet nicht für andere Nationen.

Zwar musste der 21-jährige Morgenstern mit Platz sechs beim Neujahrsspringen die schlechteste Platzierung in dieser Saison verkraften. Und der 17-jährige Schlierenzauer konnte in der vergangenen Saison mit dem Druck auf seiner Heimatschanze in Innsbruck nicht umgehen. Trotzdem baut Pointner auf den Heimvorteil. „Wir haben bisher im Ausland überzeugt, jetzt kommen unsere Heimschanzen“, sagt der österreichische Cheftrainer, „der Funke ist übergesprungen, jetzt können wir den Leuten etwas zurückgeben.“ Da muss eigentlich nur noch der Wind mitspielen. „Notfalls springen wir am Samstag in Innsbruck“, sagt Organisationschef Alfons Schranz. Er will seinen Landsleuten die neuen Helden nicht vorenthalten. Sie sollen in der Heimat fliegen, früher oder später.

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