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© dpa

Skispringer: Ohne Schnee erfolgreich

Nach einer Saisonvorbereitung auf Kunsteis springen die Deutschen in Finnland auf Rang zwei

Man könnte es auch „Üben für den Klimawandel“ nennen, was die deutschen Skispringer in den vergangenen Wochen veranstaltet haben. Anstatt sich wie sonst im norwegischen Lillehammer für die neue Saison zu präparieren, sind sie zu Hause geblieben und in die Kunsteisspur der Sprungschanze in Klingenthal geklettert. Das sparte Stress, Reisekosten und organisatorischen Unbill, weil man sich in Norwegen mit anderen Nationen um die Trainingsstunden hätte streiten müssen. Es hat allerdings auch einen Nachteil gebracht. Die deutschen Skispringer hatten bis gestern noch nichts von jenem Element gespürt, das den Wintersport einst ausmachte: Schnee.

„Eine Vorbereitung ohne Schneesprung ist selbst für mich eine neue Erfahrung“, hatte Martin Schmitt, 32, der Mann mit den meisten Flugstunden im deutschen Team, gesagt. Für seinen Teamkollegen Georg Späth gestaltete sich diese Art der Vorbereitung noch schwieriger. Weil er lange verletzt war, datierte sein letzter Sprung auf winterlichem Untergrund vom März 2008. „Deshalb habe ich auch für den Auftakt in Kuusamo keine konkreten Erwartungen“, sagte Späth. Ähnlich ging es vor dem ersten Mannschaftsspringen der Saison am Freitag eigentlich allen deutschen Skispringern, zumal sie eine schwache Sommersaison hatten. Umso überraschender kam der zweite Platz für die Deutschen im finnischen Kuusamo. Martin Schmitt, Michael Uhrmann, Michael Neumayer und Pascal Bodmer mussten sich nur Olympiasieger und Weltmeister Österreich geschlagen geben. Auf dem dritten Rang landete Gastgeber Finnland. Für die Deutschen war zwischenzeitlich sogar der Sieg möglich gewesen, jedoch patzte Martin Schmitt im letzten Durchgang. „Das war ein optimaler Start in den Winter. Was das Team geleistet hat, war fantastisch“, sagte Bundestrainer Werner Schuster, der eigentlich nur in Reichweite der besten Teams hatte landen wollen. „Die Leistungsentwicklung zeigt wieder nach oben“, hatte Schuster gesagt, „noch fehlt es uns aber an der nötigen Konstanz.“

Der gelungene Auftakt der deutschen Springer ist extrem wichtig, denn auf sie wartet mit Vierschanzentournee, Teamtour, Skiflug-Weltmeisterschaft und vor allem den Olympischen Spielen in Vancouver ein ereignisreicher Winter. Eine Olympiamedaille wünschen sich die Skispringer des Deutschen Skiverbandes (DSV). Trotz des guten Saisonauftakts wird es schwer jemanden zu finden, der Martin Schmitts Flug zu Silber bei der WM in Liberec 2008 wiederholen könnte. Auch er selbst nicht. „Ich habe im Frühjahr verstärkt an meiner körperlichen Fitness gearbeitet“, sagt der Mannschaftsolympiasieger von Salt Lake City, „das geht bei mir aber traditionell zu Lasten der Sprungtechnik.“ Außerdem soll er zurzeit drei Kilogramm zu viel wiegen, was man dem Leichtgewicht eigentlich gönnen möchte, sich aber in der Hunger- Sportart Skispringen nachteilig auswirkt.

Es fällt auf, dass es die seit Jahren üblichen Protagonisten sind, die der DSV in die olympische Saison wirft: Schmitt, Neumayer, Uhrmann, Späth. Deren Erfolge haben sich in den vergangenen vier Jahren in Grenzen gehalten, doch nur langsam kommt der Nachwuchs heran. Der 18-jährige Pascal Bodmer setzte im Teamspringen am Freitag schon mal eine Marke mit Sprüngen auf 138,5 und 135 Meter. Andreas Wank wird heute im Einzel starten.

So scheint sich das schneelose Training von Werner Schuster in seinem zweiten Jahr als Bundestrainer auszuzahlen. „Ich hatte das schon länger im Kopf und wollte mal heraus aus der Komfortzone“, sagte der Österreicher. Und wer weiß, vielleicht ist das Springen auf Kunsteis und Matten in Zeiten des Klimawandels ohnehin das Skispringen der Zukunft. Die Fis verkündete am Freitag, dass die für Trondheim geplanten Weltcups in Skisprung und Nordischer Kombination am 5. und 6. Dezember in Lillehammer stattfinden werden. Grund: Schneemangel.

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