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Sport: Unterklassiger Klassiker Gladbach und Köln erinnern an bessere Zeiten

Tore für die Ewigkeit werden gern mal aus kurzer Distanz, dann aber mit den absonderlichsten Körperteilen erzielt. Franck Ribéry nimmt, wie seit dem Samstag bekannt ist, gelegentlich die Hacke.

Tore für die Ewigkeit werden gern mal aus kurzer Distanz, dann aber mit den absonderlichsten Körperteilen erzielt. Franck Ribéry nimmt, wie seit dem Samstag bekannt ist, gelegentlich die Hacke. Oliver Neuville auch. Im Juli 2006 brachte er den Ball mal mit einer Art eingesprungenen Standwaage aus drei Meter Entfernung im Tor von Galatasaray Istanbul unter, das Spielgerät dabei mit Wade und Hacke über die Linie bugsierend. Der Treffer wurde „Tor des Jahres“. Besonders viel Grund zur Freude gab’s dann allerdings nicht mehr, nicht für Neuville, nicht für seinen Verein. Borussia Mönchengladbach stieg sang- und klanglos ab. Manche meinen in die „vielleicht stärkste Liga der Welt“.

Die Aussage liegt schon ein paar Monate zurück. Sie stammt vom Kölner Trainer Christoph Daum, bekanntlich nicht immer ein Ausbund an analytischer Präzision. Dass die Zweite Liga boomt wie noch nie, ist jedoch Tatsache, seitdem immer wieder montags dort jene Klassiker aufgelegt werden, die in der Ersten Liga vorübergehend nicht mehr gegeben werden dürfen. Gladbach gegen Köln (2:2) ist einer davon, und vielleicht hat Oliver Neuville an diesem Montagabend eine gute Viertelstunde vor Schluss auf ganz großer Bühne im mit 54 067 Zuschauern ausverkauften Borussia-Park ja tatsächlich daran gedacht, dass es kaum einen geeigneteren Moment gäbe, um ein Tor für die Ewigkeit zu schießen. Fein freigespielt von Alexander Voigt tauchte er vor Kölns Torhüter Mondragon auf, drehte sich seitwärts ein, um den Ball mit der Hacke am verdutzten Keeper vorbeizustupsen; zu schwach, in letzter Sekunde konnte die Kugel von einem Kölner Verteidiger noch von der Linie gedroschen werden.

Es hätte der Höhepunkt einer turbulenten Phase werden können, in der Tore im Zweiminutentakt gefallen waren. Gladbach war durch Neuville (57.) in Führung gegangen, Mohamad (60.) und Helmes (62.) hatten das Spiel vorübergehend für Köln gedreht, wobei das 1:2 bereits in Kölner Unterzahl gefallen war, nachdem Mitreski wegen Foulspiels mit Gelb-Rot vom Platz musste. Drei Minuten nach dem Kölner Führungstreffer erzielte dann der Gladbacher Filip Daems den Ausgleich. Nach anderthalbjähriger Verletzungspause stand der Belgier erstmals wieder in der Startelf der Gladbacher. Daems ersetzte in der Innenverteidigung den Ivorer Steve Gohouri, der am Wochenende zuvor zu lange in einer Kölner Diskothek gefeiert hatte, pikanterweise zusammen mit Kölns Jugendtrainer Dirk Lottner.

Rahmenhandlung genug, ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Klassikers vernünftig fortschreiben zu können. Damit die weitergeht, müssen nun vor allem die Kölner nachlegen, um den Zug Richtung Erste Liga nicht wie in der Vorsaison früh zu verpassen. Christoph Daum zeigte sich „ein wenig enttäuscht, weil ein Punkt uns in unserer Situation nicht viel weiterbringt“. Was stimmt. Gladbach hat sich nach einer Serie von zuletzt sechs Siegen an der Tabellenspitze festgesetzt. Köln dümpelt im gehobenen Mittelfeld, eingekeilt zwischen Wehen-Wiesbaden und Hoffenheim, den Neulingen in der vielleicht stärksten Liga der Welt.

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