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Mickelson gewinnt Golf-Masters

© dpa

US Masters in Augusta: Mickelson stiehlt Woods die Show

Phil Mickelson hat zum dritten Mal das Masters der Golfer in Augusta gewonnen. Der Amerikaner verwies Lee Westwood aus England und seinen Landsmann Anthony Kim auf die Plätze. Tiger Woods, der sein erstes Turnier nach rund fünf Monaten bestritt, wurde Vierter - und haderte anschließend mit seinem Spiel.

Aggressivität ist seine Devise, konservatives Spiel ist nie der Stil von Phil Mickelson gewesen. Am Sonntag lag sein Ball in der Finalrunde der US Masters im Augusta National Golf Club am 13. Loch mitten in einem Wäldchen abseits der Bahn auf einem Haufen Piniennadeln. Das Grün wäre problemlos zu erreichen gewesen, hätte er den Ball nur sicher aus dem Wäldchen gebracht, mit dem dritten Schlag die Fahne angegriffen. Er lag in Führung, „An einen Sicherheitsschlag“, sagte Mickelson später „haben weder ich noch mein Caddie gedacht. Er griff an. Wie immer. „Phil, the Thrill“ nennen die Amerikaner ihn wegen solch’ waghalsiger Spielzüge – auch dieses Mal wurde er für seinen Mut mit einem Birdie an dem Par 5-Loch belohnt.

„Typisch Phil, das war ein unglaublicher Schlag“, zollte ihm der geschlagene Lee Westwood Respekt. Der Engländer war als Führender in die Schlussrunde gegangen und wurde am Ende Zweiter. Während Westwood am Sonntag lange brauchte, um wirklich ins Spiel zu kommen und erst auf der zweiten Hälfte der Runde noch zwei Birdies zum Endstand von 13 unter Par spielte, hatte Mickelson schon nach neun Löchern mit zwölf unter Par die Führung mit einem Schlag übernommen, und baute diese am Ende beim Stand von 16 unter Par bis auf drei Schläge aus.

Der Süd-Koreaner K.J. Choi (-11), die Amerikaner Tiger Woods (-11), Anthony Kim (-12) und Fred Couples (-9), sie alle schienen an einem Punkt dieses Turniers eine Chance auf den Titel zu haben, stolperten aber über eigene Fehler. „Ich bin hier mit einer Unmenge an Selbstvertrauen nach meinem Sieg letzte Woche in Houston angekommen“, resümierte Anthony Kim seine 65er Runde. „Beim nächsten Mal bin ich bereit zu gewinnen.“ Die verpatzte dritte Runde mit 73 Schlägen kostete ihn womöglich den Sieg. Fred Couples, der erste 50jährige in der Geschichte der US Masters, dem ein Gesamtergebnis von 9 unter Par gelang, fasste sich kurz. „Ich habe das noch ganz gut zu Ende gebracht. “ Mit einem Schlag ins Wasser an Bahn 12 hatte er seine Chancen vorzeitig verspielt. K.J. Choi, der sich zwischenzeitlich mit konstant solidem Spiel bis an die Spitze des Feldes geschoben hatte, fiel mit ebenso unspektakulären Bogeys auf den zweiten Neun auch wieder zurück.

Die aufregendste Runde bekamen die Fans am Sonntag von Tiger Woods zu sehen. Wie ein Jojo sprang der Weltranglistenerste zwischen Katastrophe und Sensation hin und her. Die langen Schläge allerdings waren dabei fast durchgehend von miserabler Qualität. „Ich habe die ganze Woche keinen einzigen vernünftigen langen Schlag gemacht“, schüttelte er am Ende entnervt den Kopf. „Ich habe bei weitem zu viele Fehler gemacht. Und ich habe mich auch schwer damit getan, meine Fehler im Schwung zu reparieren.“

Für Mickelson war es der dritte Masters-Sieg

Jeder andere Spieler im Feld wäre bei solch’ einer Fehleranhäufung irgendwo im hinteren Drittel des Feldes gelandet. Tiger Woods wurde Vierter und hatte Chancen auf den Sieg – womit das außergewöhnliche Talent des 34jährigen wieder einmal deutlich wurde. „Ich habe für dieses Turnier gemeldet. Und ich melde für Turniere, um sie zu gewinnen“, zog Woods sein Resümee. Er ließ offen, wann er seinen nächsten Versuch starten will. Das Comeback des Superstars hat bei Fans wie Offiziellen vor allem für Erleichterung gesorgt. Der Golfsport hat seine Nummer 1 zurück. Dass auch der Sieger Phil Mickelson ein kleines Comeback feierte, ist in all dem Tiger-Trubel fast untergegangen.

Letztmals sorgte er vor knapp vier Jahren sportlich für großes Aufsehen. Bei der US Open in Winged Foot verspielte Mickelson damals eine Führung von zwei Schlägen auf völlig unnötige Weise. Ob er sich jemals von dieser Niederlage erholen wurde, hat man sich seitdem oft gefragt. Die Krebserkrankung seiner Frau Amy sorgte in den vergangenen zwölf Monaten obendrein für Ablenkung im negativen Sinn. „Diese Woche hier in Augusta war emotional sehr schön, weil wir zum ersten Mal seit fast einem Jahr wieder zusammen als Familie unterwegs waren. Ich liebe diesen Ort einfach“, strahlte Mickelson deshalb, als ihm Titelverteidiger Angel Cabrera das grüne Jackett für den Sieger überzog. Es war sein drittes in Augusta nach den Siegen 2004 und 2006.

Mit dem Erfolg von Mickelson und dem Comeback von Woods hat die Golfszene auch zwei Rivalen zurück, die das letzte Jahrzehnt geprägt haben. Tiger Woods versus Phil Mickelson, die Nummer 1 gegen die Nummer 2 der Welt, das ist ein Aufeinanderprallen zweier Persönlichkeiten, die nie viel gemeinsam hatten. Auf der einen Seite der zurückgezogene, isolierte Woods, kurz angebunden und verschwiegen. Auf der anderen Seite der extrovierte Mickelson, ein Spieler, dem jeder Gedanke an seinem Gesichtsausdruck abzulesen ist, der unzähligen Fans die Hände schüttelt, Autogramme verteilt, nicht zurückhält mit seinen Gefühlen und Meinungen. Die beiden sind nie Freunde gewesen, inzwischen ist die frühere Abneigung einer gewissen Toleranz gewichen.

In einem Punkt allerdings sind sich die beiden sehr ähnlich. Den aggressiven Schlag aus den Piniennadeln heraus hätte auch Tiger Woods der konservativen Strategie vorgezogen. Am Ende seiner Runde hat man Phil Mickelson gefragt, ob diese Attacke wohl ein kluger Schlag war. Der Masters-Champion hat nur kurz überlegt: „Kluge Schläge macht man dann, wenn man keinen Mumm hat, den anderen Schlag zu probieren.“

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