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Hammerhart. Betty Heidler startet mit einem Fehlversuch und sucht danach vergeblich ihre Form. Foto: dpa

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Sport: Verloren mit Silber

Betty Heidler hat die ganze Saison dominiert – doch bei der WM enttäuscht die Hammerwerferin

Eine zweite Siegerin sieht manchmal wie eine Siegerin aus. Aber manchmal fühlt sie sich eben vor allen Dingen als Zweite. So ging es Betty Heidler zum Abschluss der Leichtathletik-WM in Daegu.

Die 27-jährige Hammerwerferin, die aus Berlin stammt, aber seit mehreren Jahren für Eintracht Frankfurt startet und dort auch wohnt, konnte sich über ihre Silbermedaille nicht freuen. Unfreiwillig hatte sie ihre Silbermedaille verteidigt, die sie vor zwei Jahren im Berliner Olympiastadion gewonnen und dort noch ausgiebig bejubelt hatte. Diesmal aber war Heidler die große Favoritin; sie wollte zum zweiten Mal nach den Wettkämpfen in Osaka 2007 Weltmeisterin werden. „Ich habe hier um Gold gekämpft, nicht um Silber“, erklärte Betty Heidler, die diesen Kampf verlor. Weltmeisterin wurde die Russin Tatjana Lysenko, die mit hochklassigen 77,13 Metern vor Betty Heidler (76,06 m) und der Chinesin Wenxiu Zhang (75,03 m) gewann.

Für Betty Heidler ist das eine bittere Niederlage zum Saisonhöhepunkt, denn sie hatte in diesem Jahr bis zur WM dominiert wie nie zuvor. Höhepunkt war dabei ihr Weltrekordwurf von 79,42 Metern in Halle im Mai. Der Europameisterin von Barcelona 2010 traute die Fachwelt sogar zu, als erste Hammerwerferin die 80-Meter-Marke zu übertreffen. In der diesjährigen Hammerwurf-Challenge-Serie des internationalen Leichtathletik-Verbandes liegt Betty Heidler schon vor Ende der Saison praktisch uneinholbar in Führung. Doch nun folgte ausgerechnet in Daegu ein Rückschlag.

Betty Heidler verpasste es, gleich in der ersten Runde ein Maß zu setzen und damit die Konkurrenz zu beeindrucken. Ihr Hammer landete im Netz des Wurfkäfigs – Fehlversuch. Trainer Michael Deyhle ärgert sich sichtlich. Heidler legte sich währenddessen auf das mitgebrachte Handtuch, lockerte ihre Beine und beobachtete die Konkurrenz. Dabei sah sie, wie die frühere Weltrekordlerin Lysenko, die von Mai 2007 an für zwei Jahre wegen Dopings gesperrt war, starke 76,80 Meter vorlegte.

Heidler standt auf und bereitete sich auf ihren nächsten Versuch vor. Es war ruhig im Stadion, denn die 4x100-Meter-Läuferinnen bereiteten sich auf den Vorlauf vor. Heidler war so konzentriert, dass sie dies offenbar nicht mitbekam. Sie klatschte sich mehrmals auf die Oberschenkel, was in der Kurve laut zu hören war. In dem Augenblick produzieret die chinesische Startläuferin Yangli Wei einen Fehlstart, was zur Disqualifikation des chinesischen Teams führte. Fassungslos verließ Wei die Arena. Wahrscheinlich hatte die deutsche Hammerwerferin mit dem Klatschen die Chinesin irritiert. Heidler korrigierte danach ihren eigenen Fehlstart und warf 73,96 Meter. Damit war die Gefahr eines frühen Scheiterns gebannt, denn nach drei Runden blieben für die restlichen drei Durchgänge nur die besten acht Werferinnen im Wettbewerb. Doch obwohl sie nun etwas befreiter werfen hätte können, stellten sich die großen Weiten nicht ein. Nach 74,70 Metern in Runde drei folgte nur noch eine Steigerung auf 76,06 Metern.

„Der erste Fehlversuch war gar nicht das Problem“, erklärte Heidler hinterher. „Denn auch danach lief es nicht gut. Mein Rhythmus stimmte nicht und ich war im Ring zu langsam.“ Was sie kann, hofft Betty Heidler vielleicht noch in dieser Saison zeigen zu können. Am kommenden Sonntag startet sie beim Berliner Istaf im Olympiastadion. „Da bin ich jetzt sehr motiviert“, sagte sie mit traurigen Augen.

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