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Sport: Visite im Waschraum

Berlin hat offenbar gute Chancen, in drei Jahren die bedeutendste Sportveranstaltung der Stadt seit den Olympischen Spielen 1936 ausrichten zu können. Wenn am 14.

Berlin hat offenbar gute Chancen, in drei Jahren die bedeutendste Sportveranstaltung der Stadt seit den Olympischen Spielen 1936 ausrichten zu können. Wenn am 14. April das Council des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF in Nairobi in einer Abstimmung beschließt, wo die Weltmeisterschaften 2005 stattfinden, sind die Konkurrenten Budapest, Brüssel, Moskau, Helsinki und Rom. Doch viele Wege führen in diesem Fall nach Berlin.

Erfolgreich war die eineinhalbtägige Prüfung der Berliner Bewerbung durch die siebenköpfige Kommission der IAAF am Sonntag und Montag. Beeindruckt verließen der Vizepräsident und Delegationsleiter Dapeng Lou (China) und seine Kollegen Berlin am Montagabend in Richtung Brüssel, wo gestern und heute die Voraussetzungen geprüft werden. Die Delegation besteht nur aus Nicht-Europäern, damit von vornherein keine Spekulationen aufkommen. "Ich wünsche Ihnen eine weise Entscheidung. Wie ich mir diese wünsche, können Sie sich vorstellen", hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder den IAAF-Delegierten gesagt. Am Montagnachmittag hatte der Bundeskanzler die Gruppe im Kanzleramt empfangen und sich dabei als ehemaliger Sprinter geoutet: "Ich bin in meiner Jugend einmal die 100 m in 11,3 Sekunden gelaufen."

Am Sonntag hatten sich Dapeng Lou und seine Kollegen zunächst das als Athletenunterkunft vorgesehene Hotel Estrel angesehen. Und es war nicht bloß eine kurze Begehung. Die Funktionäre ließen sich Zimmer zeigen, begutachteten die Waschräume, sahen sich die Lobby an und informierten sich über das Entertainment. Anschließend ging es zu einem Abendessen in das Hotel Adlon, zu dem der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit geladen hatte. Da das Wetter mitspielte, leiteten die Funktionäre des Deutschen- und des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) ihre Kollegen vom Weltverband dann auf den Glockenturm am Maifeld. Aus der Vogelperspektive wurde die verkehrstechnische Anbindung an das Olympiastadion und die Umgebung betrachtet. Bei einem Rundgang durch das Stadion wurde der Stand der Arbeiten erklärt. "Wir haben Fakten sprechen lassen", sagte der Generalsekretär des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Frank Hensel, und fügte hinzu: "Das neue Stadion ist natürlich ein überragender Punkt in der Bewerbung." Die Arena wird zum Beispiel jeweils unterirdisch eine Halle und eine 120-m-Sprintgerade haben, so dass sich die Athleten dort optimal auf ihren Start vorbereiten können. Der umfangreichen Stadionbesichtigung folgten Termine bei der Walter Bau AG, die das Olympiastadion umbaut, und bei der Messegesellschaft im ICC.

"Es wurde von allen Beteiligten top gearbeitet. Mir fällt nichts ein, was besser hätte laufen können. Es war auch atmosphärisch sehr angenehm", sagte Hensel. "Bei allen Terminen an diesen zwei Tagen - ob beim Bundeskanzler oder beim Hoteldirektor - hat man greifbar gespürt, dass man in Berlin diese Weltmeisterschaften wirklich will." Dies sei, sagte Hensel, eine Voraussetzung, um einen nachhaltigen Eindruck bei den IAAF-Funktionären zu hinterlassen.

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