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Mesut Özil verabschiedet sich vom Profifußball.

© action press/Hans-Jürgen Schmidt

Weltmeister Özil beendet Karriere: Ausnahmetalent oder überschätztes Sensibelchen?

Seine Sternstunde erlebte Özil mit dem WM-Titel 2014. Das spätere Zerwürfnis mit dem DFB wirkt bis in seine Rücktrittserklärung nach.

Den WM-Pokal in den Händen, die Siegermedaille auf dem nackten Oberkörper − mit einem Bild seiner größten Stunde als Profifußballer nahm Mesut Özil Abschied von seiner Karriere. Mit 34 Jahren beendete der Weltmeister von 2014 am Mittwoch „nach reiflicher Überlegung“ per sofort seine Laufbahn und grüßte per Bilderserie auch die deutsche Nationalmannschaft.

Für Dankesworte an den Deutschen Fußball-Bund fand Özil indes in seinem Rücktrittsschreiben keinen Platz. Das Zerwürfnis mit Verband und Teilen der deutschen Fangemeinde wirkte beim 92-maligen Nationalspieler anscheinend bis zum letzten Tag seiner Profizeit nach.

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Die Titel-Krönung von Rio war Özils größter Erfolg. „Mesut Özil war einer unserer herausragenden Nationalspieler. Er hat die Nationalmannschaft fast ein Jahrzehnt lang mitgeprägt“, sagte Bundestrainer Hansi Flick. Am WM-Triumph hatte Özil enormen Anteil, stand in allen sieben Spielen in der Startelf.

Geräuschvoller Abschied aus dem Nationalteam

Vier Jahre später legte sich mit der völlig verkorksten WM in Russland und seinem geräuschvollen Abschied aus dem Nationalteam jedoch ein Schatten über die Erinnerung an Özils Auftritte als Ausnahmekönner im DFB-Trikot.

Wegen seiner Fotos mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan vor der WM-Endrunde war der gebürtige Gelsenkirchener heftig attackiert worden. Er selbst hatte später die DFB-Spitze massiv kritisiert und auch von Rassismus gesprochen. Die Affäre um Özil stand lange sinnbildlich für den Umgang des DFB mit heiklen politischen Themen, nicht unähnlich dem Desaster mit der „One Love“-Kapitänsbinde bei der jüngsten WM in Katar.

Es war eine unglaubliche Reise voller unvergesslicher Momente und Emotionen.

Mesut Özil über seine Karriere als Profifußballer

Özil indes wollte sich in seinem Rücktrittsbrief, den er auf seinen verifizierten Profilen bei Twitter, Instagram und Facebook veröffentlichte, lieber an seine Klub-Stationen erinnern. „Es war eine unglaubliche Reise voller unvergesslicher Momente und Emotionen“, beteuerte der ehemalige Bundesliga-Star im Rückblick auf seine 17 Jahre als Profifußballer.

Auf die Anfänge beim FC Schalke 04 und die ersten großen Auftritte bei Werder Bremen folgten eine spanische Meisterschaft mit Real Madrid und vier Pokalsiege mit dem FC Arsenal in England. „Danke an alle Fans, die mir so viel Liebe gezeigt haben, egal unter welchen Umständen und egal, bei welchem Club ich spielte“, schrieb Özil.

Die Hoffnungen auf letzte Glanzmomente im Land seiner Eltern erfüllte sich dann für die sensible Fußball-Künstlerseele nicht. 2021 wechselte der bei Arsenal als Topverdiener ausgemusterte Özil zu Fenerbahce Istanbul. Dort wurde sein Vertrag im vergangenen Sommer aufgelöst, bereits seit März 2022 war er aus dem Kader ausgeschlossen. Bei Basaksehir konnte Özil zunächst wieder spielen, wurde dann aber von Verletzungsproblemen erneut zurückgeworfen.

„In den vergangenen Wochen und Monaten, in denen ich auch einige Verletzungen erlitten habe, ist es für mich immer klarer geworden, dass es Zeit ist, die große Fußballbühne zu verlassen“, ließ Özil nun wissen. Gefühlvoll dankte er seiner Familie und seinen engsten Freunden, die ihn in guten wie in schlechten Zeiten unterstützt hätten. Auch für seine früheren Vereine, Trainer und die Teamgefährten, die zu Freunden geworden seien, hatte er warme Worte.

Özil sei „ein extrem guter und besondere Fußballer, der viele Erfolge feiern konnte“, sagte Nationalspieler Niclas Füllkrug am Mittwoch. In seiner Zeit im Werder-Internat habe er ihn oft für die Bremer spielen sehen. Antonio Rüdiger schrieb als Antwort auf Özils Rücktrittsschreiben, er werde seinen Kindern darüber erzählen, „wie privilegiert ich bin, mit einem der talentiertesten Spieler, den ich je gesehen habe, den Platz geteilt zu haben“. (dpa)

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