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Jubel nach dem 0:1 durch Giulia Gwinn

© IMAGO/Beautiful Sports

Zu wenig Mut, wenn der Erfolg ausbleibt: Die deutschen Fußballerinnen müssen sich steigern

Deutschland feiert einen Pflichtsieg gegen Island, die Euphorie bleibt aber aus. Das liegt daran, dass die deutschen Fußballerinnen mal wieder in alte Muster verfallen und sich zu schnell aus dem Konzept bringen lassen.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Horst Hrubesch hatte bei seiner interimsmäßigen Rückkehr auf den Posten des Bundestrainers davon gesprochen, dass er den deutschen Fußball-Nationalspielerinnen nach Paris hinterherreisen wolle, falls sie ihn nicht mitnehmen würden zu Olympia. Über den Spielen in der Nations League schwebt über allem das Ziel, sich für die Olympischen Spiele in Paris 2024 zu qualifizieren. 

Hrubesch musste am Dienstagabend lange zittern, schließlich erlösten ihn aber Giulia Gwinn und Klara Bühl, deren Treffer den knappen 2:0 (0:0)-Sieg des DFB-Teams gegen Island in Reykjavik sicherten. Die Chance, sich in der Gruppe am Ende doch noch Platz eins zu sichern und so den Traum von Olympia am Leben zu erhalten, ist damit gewahrt.

Dass es am Ende so knapp werden würde, war nach den ersten zwanzig Minuten nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Deutschland erwischte den besseren Start und zeigte sich in der Offensive endlich variabler, temporeicher und zielstrebiger als zuletzt. Die Torchancen hatten im Gegensatz zum Auftritt gegen Wales deutlich mehr Qualität. Zudem steckte hinter den Angriffen ein Konzept und nicht nur Zufall.

Es schien so, als hätte Hrubesch positive Veränderungen herbei gewirkt. Denn dass trotz des Kantersiegs über Wales noch viel Entwicklungspotenzial beim deutschen Team vorhanden war, gab auch der 72-Jährige später zu.

Doch nach dem guten Beginn verfiel das deutsche Team wieder in alte Muster und schien von Minute zu Minute das Selbstbewusstsein zu verlieren. Und das, obwohl Island genauso ungefährlich blieb und genauso viele Lücken in der Abwehr offenbarte wie zu Beginn. Das DFB-Team schaffte es nur noch selten, sich durchzuspielen, und wenn doch, scheiterte es am letzten, jedoch so wichtigen, Pass.

Ein weiteres Problem, das die deutsche Nationalmannschaft derzeit hat, ist der schnell nachlassende Mut, sobald etwas nicht nach Plan läuft. Trifft Deutschland früh, wie etwa im Hinspiel gegen Island, ist das Team dazu in der Lage, aufzudrehen und das Spiel zu dominieren. Bleiben Erfolgsmomente aber zu lange aus, werden die deutschen Spielerinnen nervös und Unkonzentriertheiten häufen sich.

Das Spiel auf Island zeigte zudem einmal mehr, dass die deutschen Fußballerinnen sich vorne stark steigern müssen, um im direkten Duell mit Dänemark im Dezember, das derzeit auf Platz eins in der Gruppe liegt, mit einem Sieg die Tabellenspitze zu übernehmen. Die Däninnen hatten bereits im Hinspiel nur wenig Mühe, Offensivaktionen des deutschen Teams zu verteidigen. Der Auftritt gegen Island machte abgesehen von der Anfangsphase dahingehend nicht wirklich Hoffnung.

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