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Sport: Zukunft mit Vergangenheit

Hansa Rostocks Pläne mit Trainer Pagelsdorf

Etwa 90 Sekunden lang darf sich Frank Pagelsdorf von jubelnden Fans feiern lassen. So viel Zeit widmet der Film, der bei der Party zum 40-jährigen Bestehen von Hansa Rostock am Donnerstag im Ostseestadion gezeigt wurde, dem Wirken des Fußballtrainers im Verein. In Anbetracht der Tatsache, dass der gesamte Jubiläumsfilm etwa zehn Minuten dauert, ist das eine beachtliche Quote. Sie zeigt, welchen Stellenwert Frank Pagelsdorf in Rostock hat, seit er den Verein 1995 wieder in die Bundesliga geführt hat.

Es waren auch die Erinnerungen an diese Leistung, die den Zweitligisten am dritten Spieltag im August 2005 dazu veranlassten, Pagelsdorf als Nachfolger des glücklosen Jörg Berger zu verpflichten. Pagelsdorfs verkörperte bei seiner Rückkehr auch die Hoffnung, das der Tabellen-17. doch noch den Aufstieg schafft.

Doch ein erneutes Aufstiegswunder, so scheint es vor Hansas Rückrundenstart am Sonntag in Offenbach, wird wohl nicht eintreten. Zwar steht Rostock nicht mehr auf einem Abstiegsplatz, doch der Rückstand auf die Aufstiegsränge beträgt bei einem noch nachzuholenden Spiel gegen Dresden immerhin acht Punkte. Dennoch ist die Stimmung in Rostock weit von den Selbstzweifeln nach dem traumatischen Abstieg in der vergangenen Saison entfernt. „Wenn wir den Aufstieg diesmal nicht schaffen, ist er unsere erklärte Zielstellung für das nächste Jahr“, sagt Vorstandschef Manfred Wimmer. An Pagelsdorfs Status würde das Ausbleiben des Wunders nichts ändern. Bereits mehrfach haben die Verantwortlichen signalisiert, den Trainer vorzeitig länger an Rostock binden zu wollen, obwohl sich sein Vertrag eigentlich nur im Falle des Aufstiegs verlängern würde.

Pagelsdorf gibt sich ob seiner verbrieften Zukunft bei Hansa entspannt. „Es haben bereits Gespräche stattgefunden, die positiv waren“, sagt er. Seine Gelassenheit stützt sich auf gute Rahmenbedingungen, eine gewisse Planungssicherheit – viele Spieler haben sich über die Saison hinaus an Hansa gebunden – und großes Vertrauen zur Vereinsführung. Das erinnert sehr an Pagelsdorfs ersten Aufenthalt in Rostock. Und nicht nur das: Wie damals setzt der 47-Jährige auf eine junge Mannschaft, die vorwiegend aus eigenen Talenten besteht, und lässt ansprechenden Offensivfußball spielen. Auch Klubchef Wimmer sieht das nach den vergangenen Jahren der sportlichen Slalomfahrt ohne erkennbares Konzept mit Freude. „Wir haben mit Erleichterung festgestellt, dass er wieder der ist, der er mal war“, sagt Wimmer.

Auch die Fans sind von Pagelsdorfs Konzeptfußball überzeugt. Die Mitgliederzahl ist in den vergangenen Monaten auf über 2700 angestiegen; die durchschnittliche Zuschauerzahl liegt mit mehr als 17 000 pro Heimspiel deutlich über dem kalkulierten Schnitt von 10 000. Frank Pagelsdorf ist sich bewusst, dass er das Vertrauen durch gute Resultate in der Rückrunde rechtfertigen muss. Eines hat er jedoch bereits geschafft: In Rostock schwärmen sie nicht mehr nur von der großen Vergangenheit, sondern glauben auch wieder an eine große Zukunft.

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