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Studie: Brandenburgs Unis haben Frauen nicht genug zu bieten

Zu wenige Abiturientinnen zieht es an die Hochschulen des Landes. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie. Die Lehre müsse sich auch stärker am Bedarf der heimischen Wirtschaft orientieren.

Potsdam - Brandenburgs Universitäten und Fachhochschulen müssen attraktiver für kluge junge Frauen werden, die sonst weiterhin zu Tausenden fortziehen. Das empfiehlt das Berliner Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) in einer neuen Studie. Darin wird festgestellt, dass das bisherige Studienangebot Brandenburgs „in vielen Fällen den Interessen und Neigungen von Studentinnen nicht gerecht“ wird, diese damit zur Abwanderung geradezu „gezwungen“ werden. „Besonders in bisherigen Männerdomänen studieren in Brandenburg zu wenige junge Frauen“, sagt Dieter Dohmen, Autor der Studie und Institutsdirektor. „Das kann man ändern, wenn man sie besser anspricht, wenn man etwa die Fächerprofile erweitert.“

Die Studie gibt Brandenburg zwar insgesamt gute Noten für die nach 1990 quasi von null aufgebauten drei Universitäten und fünf Fachhochschulen, denen auch im Landeshaushalt eine „exponierte Stellung“ eingeräumt werde, wie anerkannt wird. Trotzdem, so das Fazit, könnten die Hochschulen besser auf Schwachstellen der ökonomischen Grundstruktur Brandenburgs, auf die „Zweiteilung“ des Landes und die demografischen Herausforderungen ausgerichtet werden.

Das Problem beginnt aber noch früher. Wie die Studie feststellt, machen im Land zu wenige Kinder – insbesondere Jungen – Abitur. Und es nehmen zu wenige Abiturienten ein Studium auf – vor allem zu wenige Mädchen. Liegt deren Anteil an den Abiturienten noch bei 60 Prozent, beträgt der Studentinnenanteil im Durchschnitt nicht einmal 50 Prozent. Schon in wenigen Jahren werden im Land aber rund 200 000 Fachkräfte fehlen. Die Wirtschaft wird deshalb darauf angewiesen sein, dass Frauen bisherige Männerberufe ausüben. Doch an der auf Informatik, Betriebswirtschaft und Technik ausgerichteten Fachhochschule Brandenburg liegt der Frauenanteil bisher nur bei 25 Prozent, an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) bei 33,7 Prozent, an der Technischen Fachhochschule Wildau bei 40,7 Prozent.

Dies liegt nach Analyse von Dohmen auch am zu einseitigen Fächerprofil: Frauen würden vor reinen Ingenieur- oder Informatikstudien zurückschrecken. „Das ändert sich schon, wenn man Bindestrich-Fächer anbietet – etwa solche Studien mit Geistes- und Sozialwissenschaften koppelt.“ Dohmen: „Man sollte interdisziplinärer werden.“ Umgekehrt gelte das auch für die geistes- und sozialwissenschaftliche Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), wo fast zwei Drittel der Studierenden Frauen sind. Dohmen regt eine Kooperation der Viadrina mit der BTU Cottbus an. Aber nicht nur dort könnte die Hochschullandschaft besser auf die regionale Wirtschaftsstruktur abgestimmt werden, sagt Dohmen: So gebe es in Brandenburg bislang kaum ein Chemiestudium, aber eine wachsende chemische Industrie. Das Land habe auch in Arbeitsteilung mit Berlin auf Agrarwissenschaften verzichtet – deren Fortexistenz an der Humboldt-Uni jedoch strittig ist.

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