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Brandenburg: Telekom schließt Rundfunkmuseum

In Königs Wusterhausen wurde die erste Radiosendung Deutschlands ausgestrahlt. Jetzt fehlt das Geld

Königs Wusterhausen - Alle Proteste, Unterschriftensammlungen, Beschlüsse des Stadtparlaments und Appelle der Kulturministerin haben nicht geholfen: Am 31. Juli muss das Museum auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen, der als Wiege des zivilen Rundfunks in Deutschland gilt, schließen. Die Deutsche Telekom hat über die von ihr beauftragte Immobilienfirma den Museumsbetreibern den Termin für die Schlüsselübergabe mitgeteilt. Am 3. August sollen die Räume besenrein übergeben werden.

„Das Ende der Mietzeit sei aus bekannten wirtschaftlichen Gründe unvermeidlich“, heißt es in dem Schreiben an den Förderverein des Museums. Schon vor einigen Monaten hatte die Telekom die jährlichen Kosten von rund einer halben Million Euro für die Erhaltung der technischen Anlagen auf dem Funkerberg als Grund für ihren Rückzug angegeben. Die Stadt Königs Wusterhausen verliert damit eine ihrer Attraktion. In einem Gebäude der Reichspost auf der Anhöhe am Stadtrand hatte ein Funktechniker am 22. Dezember 1920 die ersten Worte in der ersten nichtmilitärischen deutschen Rundfunksendung gesprochen: „Hallo, hallo! Hier ist Königs Wusterhausen auf Welle 2 700.“ Dann folgte die erste Übertragung der ersten Musiksendung. Angestellte der Post spielten mit ihren Instrumenten Weihnachtslieder.

Bis 1926 folgten regelmäßige Sonntagskonzerte. Ein Jahr zuvor waren ein 243 Meter hoher Sendemast und mehrere andere Antennen gebaut worden. Das vor zehn Jahren eröffnete Museum hält alle Etappen fest. Natürlich fehlt auch in der Chronik auch nicht der legendäre Mittelwellensender 21, der 1932/33 in Tegel gebaut und 1948 nach Königs Wusterhausen umgesetzt wurde. Er sendete noch bis 1989 Rundfunkprogramme der DDR. „Wir haben rund 10 000 Exponate über die Rundfunkgeschichte zusammengetragen“, sagt Wolf-Dieter Säuberlich vom Förderverein des Museums. „Dazu gehören zehn große Sender und Hunderte Dokumente. Prunkstück ist nach wie vor der 1000-PS-Dieselmotor für den Sendebetrieb, der regelmäßig für Neugierige angeworfen wird.“ Der Aufbau und der Betrieb der Ausstellung seien die ganzen Jahre mit Unterstützung der Telekom erfolgt. „Ich kann nicht verstehen, warum sie uns jetzt den Stuhl vor die Tür setzt.“

Die Telekom argumentiert dagegen, dass sie insgesamt vier Rundfunkmuseen mit Geld unterstütze und Prioritäten setzen müsse. Das Potsdamer Kulturministerium hat nach eigenen Angaben intensiv versucht, die Telekom von der Kündigung abzuhalten – ohne Erfolg. Die letzte Hoffnung liegt nun auf der Stadt Königs Wusterhausen und dem Kreis Dahme- Spreewald. Doch beiden fehlt das Geld für die Finanzierung eines Museums. „Es wäre natürlich sehr tragisch, wenn wir unser Aushängeschild verlieren“, sagt Sven Kollmorgen von der Stadtverwaltung. Schließlich zeigt das Wappen Königs Wusterhausens eine Weltkugel und drei Sendemasten.

Das Museum öffnet bis 31. Juli noch dienstags und donnerstags von 9 bis 15.30 Uhr, sonnabends und sonntags von 13 bis 17 Uhr. Im Internet: www.senderkw.de

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