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Brandenburg: Tempo 30: Senat bremst Autofahrer auf Hauptstraßen Geschwindigkeitsbeschränkung auf Potsdamer, Skalitzer und Brunnenstraße

Insgesamt 16 neu ausgewiesene Abschnitte. Der ADAC ist einverstanden

Auf vielen Berliner Hauptverkehrsstraßen muss demnächst langsamer gefahren werden. Die Verkehrsverwaltung will auf 16 besonders stark befahrenen Abschnitten Tempo 30 vorschreiben. Betroffen sind sowohl Durchgangsstraßen in der City – wie Potsdamer, Skalitzer und Brunnenstraße – als auch Hauptachsen in den Außenbezirken wie die Köpenicker Bahnhofstraße und die Berliner Allee in Weißensee. Auf zusammen 5,4 Hauptstraßenkilometern mit 4700 geplagten Anwohnern sollen ab November nicht nur 30er-Schilder angebracht, sondern auch die Autofahrer verstärkt kontrolliert werden, kündigte Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) an.

Die meisten betroffenen Abschnitte sind nur wenige hundert Meter lang, aber von Wohnhäusern gesäumt und besonders laut, schmutzig und unfallträchtig. Laut Junge-Reyer „halbiert sich der empfundene Lärm etwa“, wenn der Verkehr mit Tempo 30 statt mit 50 rollt. In den betroffenen Straßen ist mehr Ruhe nicht nur angenehm, sondern dringend notwendig, weil die Lärmpegel weit über den Richtwerten liegen. Und: Das Risiko für Fußgänger, beim Zusammenstoß mit einem Auto getötet zu werden, sei bei Tempo 50 acht Mal so hoch wie bei Tempo 30.

Insgesamt stehen 123 besonders problematische Hauptstraßenabschnitte auf der Schwarzen Liste der Verwaltung. Doch bei den meisten bleibt vorerst alles beim Alten. „Eine flächendeckende Ausweisung von Tempo 30 kann nicht in Frage kommen“, sagte die Senatorin. So seien Limits verworfen worden, wenn sie zugleich viele BVG-Busse gebremst oder großräumig Ampelschaltungen durcheinander gebracht hätten, etwa an der Hauptstraße in Schöneberg. Auch sollen Autofahrer nicht auf Schleichwege durch Anwohnerstraßen gelockt werden. Deshalb gilt beispielsweise in der Frankfurter Allee weiter Tempo 50, obwohl dort die Luft dreckiger ist als erlaubt. Der Jahresgrenzwert für die Feinstaubbelastung wurde schon im Mai überschritten. Auch die Stickoxid-Konzentration liegt über dem ab 2010 verbindlichen Grenzwert.

Das Feinstaub-Problem ist nach Ansicht von Friedemann Kunst, Referatsleiter für Verkehrsentwicklungsplanung, durch Tempo 30 allein nicht in den Griff zu bekommen: „Die Verwirbelung der Partikel nimmt zwar ab, aber nicht so gravierend.“ Bei den Stickoxiden dürfte der Effekt größer sein, wenn die Autos nicht mehr bis auf Tempo 50 beschleunigen, sondern mit konstant 30 km/h rollen. Damit das funktioniert, will die Verwaltung auch die Ampeln auf grüne Welle bei Tempo 30 umprogrammieren.

Nach einem Jahr soll Bilanz gezogen werden. Notfalls würden auch Regelungen zurückgenommen. Mit dieser Option akzeptiert auch der ADAC die neuen Limits, die die FDP gestern als „Entwertung“ des Hauptstraßennetzes und die Grünen als „halbherzig“ bezeichneten.

Die Verkehrsverwaltung packt indes das nächste Projekt an: weniger Straßenlärm in der Nacht, ohne dass Busse und Wirtschaftsverkehr durch die Stadt schleichen müssen. Eine „schwierige Abwägung“, sagt die Senatorin. Ende des Jahres will sie erste Pläne dazu präsentieren.

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