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Brandenburg: Aubis-Manager beschuldigt CDU-Abgeordneten Schlüsselfigur des Bankenskandals spricht von „versuchter Nötigung“

Potsdam. Der Brief, der jetzt in der Brandenburger CDU-Parteizentrale einging, birgt Sprengstoff.

Potsdam. Der Brief, der jetzt in der Brandenburger CDU-Parteizentrale einging, birgt Sprengstoff. Und das nicht nur wegen des Absenders: Klaus Wienhold, Manager der Unternehmensgruppe Aubis, eine der Schlüsselfiguren im Berliner Bankenskandals und noch immer im Visier der Strafjustiz. Wienhold wirft, wie er dem Tagesspiegel bestätigte, dem CDU-Landtagsabgeordneten Dieter Dombrowski „versuchte Nötigung“ vor. Dombrowski, zugleich Kreisvorsitzender im Havelland, war erst kürzlich als Autor der umstrittenen CDU-Solidaritätsadresse an US-Präsident George Bush in die Schlagzeilen geraten.

Der Vorgang klingt abenteuerlich. Es war vor zwei Jahren, die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die Aubis-Manager Wienhold und Christian Neuling liefen auf Hochtouren – wegen des Verdachts, Millionen auf dunklen Kanälen abgezweigt zu haben. Auch die Eheleute Dombrowski waren damals von der Kripo als Zeugen geladen worden, da die Ehefrau des Landtagsabgeordneten als Maklerin für Aubis tätig war. Dombrowski selbst, einst Landeschef der Jungen Union im Westteil Berlins, und Wienhold, einst CDU-Landesgeschäftsführer in Berlin, kennen sich lange. Doch vor ihrer Befragung durch die Polizei, so heißt es in dem Brief, hätten sich die Dombrowskis mit den Aubis-Managern „in Verbindung“ gesetzt und hatten „offensichtlich im Sinn", ihre „in den letzten 10 Jahren bei den Herren Wienhold und Neuling angehäuften Schulden von fast 200.000 DM erlassen zu bekommen". Doch: „Mit uns war ein solcher Handel nicht zu machen. Es gab auch keinen Grund."

Danach sollen die Dombrowskis in den Vernehmungen die Aubis-Manager laut Wienhold mit falschen Anschuldigungen belastet haben. So habe Dombrowski behauptet, Neuling habe Druck auf ihn und seine Frau ausgeübt. Frau Dombrowski habe ausgesagt, dass Unterschriften unter Makler-, Miet- und Darlehensverträgen zwischen ihrer Firma und Aubis gar nicht von ihr stammten und „gefälscht" wären. Diese Aussage löste neue staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren gegen die Aubis-Manager aus – wegen des Verdachts auf Urkundenfälschung. Doch inzwischen sind diese Verfahren eingestellt worden.

Das bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft gestern, schränkte allerdings ein: Das Ergebnis der Ermittlungen habe nicht ausgereicht, um „einen die Anklage rechtfertigenden Verdacht anzunehmen." Es treffe nicht zu, dass sich die Vorwürfe der Eheleute Dombrowski als offenkundig falsch erwiesen hätten. Die Staatsanwaltschaft bestätigt auch die Existenz eines Aktenvermerks von Neuling und Wienhold, in dem von einem Vorstoß der Dombrowskis auf Schuldenerlass vor den Zeugenvernehmungen die Rede ist. „Die Richtigkeit des darin niedergelegten hat sich nicht beweisen lassen." Gegen die Dombrowskis werde nicht wegen versuchter Erpressung ermittelt. Die Aubismanager selbst haben auf eine Strafanzeige verzichtet. Doch wird in dem Schreiben angekündigt, dass sie „zivilrechtliche Schritte" gegen die Dombrowskis einleiten werden, um „unsere Ansprüche durchzusetzen". Der CDU-Landtagsabgeordnete bestreitet den Nötigungsversuch vehement. Ein Gespräch mit Wienhold und Neuling, in dem es um Schuldenerlass gegangen sei, habe nie stattgefunden, sagte Dombrowski dem Tagesspiegel. „Das ist eine glatte Lüge. Denn weder ich, noch meine Frau haben Schulden" Es gebe keinen Darlehensvertrag zwischen seiner Frau und Aubis. Dombrowski will wegen der Anschuldigungen gegen Wienhold vorgehen.

Gleichwohl nimmt man in der Brandenburger Unionsführung die Vorwürfe ernst, die für Dombrowski ungelegen kommen: Ihm werden Ambitionen auf einen der Stellvertreter-Posten Schönbohms bei der bevorstehenden Neuwahl der Parteiführung nachgesagt. Jörg Schönbohm wurde dem Vernehmen nach sofort über den Fall informiert.

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