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Brandenburg: Aufwärts mit Büchern und Bunkern

Platzeck besucht erstmals die Waldstadt Wünsdorf

Wünsdorf - Es ist eines der „Millionengräber“ der Stolpe-Ära. Kein Wunder, dass Matthias Platzeck diesen Ort seit seiner Wahl zum Ministerpräsidenten vor vier Jahren gemieden hat. Gestern besuchte er erstmals die „Waldstadt Wünsdorf“, wo bis 1994 das Oberkommando der russischen Streitkräfte seinen Sitz hatte. Dass der Plan seines Vorgängers Manfred Stolpe, auf dem 55 Hektar großen Kasernenareal gut 10 000 Bundesbeamte anzusiedeln, scheiterte, umschrieb Platzeck diplomatisch: Es habe „Höhen und Tiefen gegeben“.

Doch inzwischen geht es in Wünsdorf aufwärts, wenn auch nur 2500 Menschen in den sanierten Kasernen leben und etwa 1000 Landesbedienstete in umgesiedelten Behörden arbeiten. Die Bücher- und Bunkerstadt zieht immer mehr Besucher an, so der Geschäftsführer der Bücherstadt GmbH, Werner Borchert. Etwa 23 000 zahlende Gäste besuchen jährlich die 1937 bis 1939 von der Wehrmacht erbauten Bunker, Tausende Buchliebhaber stöbern in den Antiquariaten. Das Konzept alte Bücher und Bunker funktioniere.

Die 1998 gegründete und mit der Landesentwicklungsgesellschaft Pleite gegangene Bücherstadt finanziert sich jetzt selbst. Er erwarte keine Zuschüsse, sagt Borchert und bittet Platzeck nur um „Flankenschutz“ für neue Pläne: Ein russisches Militär-Museum und ein „Lese-Hotel für junge Leute“ sollen mit privaten Investitionen entstehen. „Mit moralischer Unterstützung der Landesregierung können wir etwas von dem retten, was hier in den Sand gesetzt wurde.“

Auch der Landrat des Kreises Teltow-Fläming, Peer Gieseke, sieht die Stadt nicht mehr als „Sorgenkind“, auch wenn noch einiges zu tun bleibe – trotz Waldlage stehen Wohnungen und Gewerberäume leer, es fehlt ein Zentrum. Giesecke vermisst auch eine „breitere Sozialstruktur“: Die Wohnungen sind im sozialen Wohnungsbau entstanden. Froh ist der Landrat, dass Neo-Nazis die Bunker nicht als Wallfahrtsort auserkoren haben. Das liege wohl daran, dass hier viele Männer des 20. Juli Dienst taten. ma.

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