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Neuzelle Kloster

© dpa

Barocker Garten in Neuzelle: Ein großes Stück Kunst

In Neuzelle gibt es die einzige barocke Grünanlage Brandenburgs. Dank eines nach der Wende entdeckten Plans kann sie restauriert werden – Samstag wurde ein weiterer Teil eröffnet.

Neuzelle - Zwei Dinge haben das kleine Neuzelle überregional bekannt gemacht: das Schwarzbier, das jahrelang kein Bier sein durfte, und die prachtvoll ausgestattete Klosterkirche. Seit gestern dürfte sich die Kunde von einer weiteren Besonderheit in dem Ort an der Oder rasch herumsprechen: Hier gibt es Brandenburgs einzigen Barockgarten. Mit der denkmalgerechten Wiederherstellung des Gartens werde „ein für Brandenburg einmaliges Zeugnis der Gartenbaukunst“ wiederbelebt, sagte Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) anlässlich der Eröffnung.

Nachdem vor einiger Zeit bereits ein Teil des in den vergangenen Jahren ausgegrabenen Schmuckstückes fertig gestellt worden war, kann man nun unter anderem den Spiegelteich im Abtgarten und Teile des einst für die Mönche vorgesehenen Konventgartens besichtigen. Insgesamt erstrahlen wieder zwei Hektar des ursprünglich fünf Hektar großen Gartens in alter Schönheit. Der Rest soll in den kommenden Jahren folgen.

„So eine Anlage gibt es sonst weit und breit nicht“, sagt auch der Kulturdirektor der 1996 gegründeten Stiftung Stift Neuzelle, Walter Ederer. „Sanssouci und Rheinsberg haben ihre Ursprünge zwar auch im Barock, wurden aber vom Rokoko beziehungsweise als Landschaftspark überformt.“ Barock bedeute im Gartenbau eine vollständige Künstlichkeit. Nichts bleibe natürlich, Wege würden geometrisch angelegt, Ziergehölze ebenso beschnitten. Der Neuzeller Klostergarten habe Repräsentations- und Erholungszwecken gedient.

Das 1268 vom sächsischen Markgrafen Heinrich dem Erlauchten gegründete Zisterzienserkloster war im 17. und 18. Jahrhundert im Barockstil umgestaltet worden. Während sich im Kloster selbst der barocke Glanz erhielt, verschwand der Garten im Laufe der Jahrhunderte fast bis zur Unkenntlichkeit. Er verwilderte und war hinter den Klostermauern öffentlich nicht mehr zugänglich. Erst ein in der Berliner Staatsbibliothek nach der Wende gefundener „Stiftsatlas“ von 1758 eröffnete die Möglichkeit zur Rekonstruktion. Archäologische Grabungen stellten eine erstaunliche Genauigkeit des Grundrisses fest. So wurden die Orangerie und das Orangeriepaterre mit Orangenbäumchen bis 2004 nach den historischen Vorlagen restauriert. Bisher sind rund 21 Millionen Euro an Landes- und EU-Fördermitteln in das Kloster und seine Außenanlagen geflossen. Wichtigster Nutzer ist eine Privatschule mit 310 Schülern.

Nicht nur in Brandenburg rühren die Neuzeller nun die Werbetrommel für ihre neue Attraktion. Die Deutsche Zentrale für Tourismus hat den Klostergarten in die Liste der 53 bedeutendsten Parkanlagen Deutschlands aufgenommen und macht in Katalogen und Reisepaketen weltweit darauf aufmerksam. Das gelang in Brandenburg sonst nur mit dem Park Branitz in Cottbus, dem Schlosspark Rheinsberg und dem Park Sanssouci.

Das Klostergelände in Neuzelle bleibt aber noch eine Weile Baustelle. Der Stiftsplatz zwischen den beiden Kirchen soll erneuert werden. Bis 2012 entsteht ein Museum für die 220 Einzelteile der Passionsdarstellung „Heiliges Grab“ aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Und die bemalten Holztafeln sind in ihrer Vollständigkeit nahezu einmalig – in ganz Deutschland.

Am heutigen Sonntag finden zwischen 12 und 16 Uhr kostenlose Gartenführungen statt. Jeden Sonnabend und Sonntag starten um 14 Uhr an der Tourismusinformation am Haupteingang Klosterführungen. Die Teilnahme kostet fünf Euro. Infos unter Tel. 033652 / 8140 oder im Internet: www.stift-neuzelle.de.

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