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Brandenburg: Baudenkmalpflege: "Der Jugendstil-Lichthof wird zerstört"

Ein kostbares Denkmal aus der Glanzzeit der Warenhaus-Architektur soll dem geplanten neuen Einkaufszentrum des Karstadt-Konzerns in der Potsdamer Fußgängerzone weichen: Es ist der Jugendstil-Lichthof im historischen Potsdamer Innenstadt-Warenhaus, der als Rarität in Deutschland gilt. Trotz massiver Bedenken des Landesdenkmalamtes hat Kulturminister Wolfgang Hackel (CDU) gestern einem entsprechenden Antrag von Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) zugestimmt: Danach darf Karstadt den Lichthof demontieren und einige einige Meter versetzt mit den alten Bleiglasscheiben und Ornamenten wiedererrichten.

Ein kostbares Denkmal aus der Glanzzeit der Warenhaus-Architektur soll dem geplanten neuen Einkaufszentrum des Karstadt-Konzerns in der Potsdamer Fußgängerzone weichen: Es ist der Jugendstil-Lichthof im historischen Potsdamer Innenstadt-Warenhaus, der als Rarität in Deutschland gilt. Trotz massiver Bedenken des Landesdenkmalamtes hat Kulturminister Wolfgang Hackel (CDU) gestern einem entsprechenden Antrag von Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) zugestimmt: Danach darf Karstadt den Lichthof demontieren und einige einige Meter versetzt mit den alten Bleiglasscheiben und Ornamenten wiedererrichten. Für Denkmalschützer von Stadt und Land kommt dies dennoch einer "Liquidierung" des Original-Denkmals gleich.

"Es wäre ein Abriss. Das Denkmal in seiner Grundkonstruktion, in seinen Proportionen wird zerstört", sagte Landeskonservator Detlef Karg gestern dem Tagesspiegel. Das Potsdamer Kaufhaus sei eines der letzten aus dieser Zeit, die noch erhalten seien. "In Deutschland gibt es davon noch drei oder vier." Deshalb gehe die Tragweite des Abrisses weit über Potsdam hinaus. Der Lichthof gilt als Preziose des alten Karstadt-Kaufhauses in der barocken Potsdamer Innenstadt, das 1905 errichtet und 1914/15 umgebaut worden war und seit einigen Jahren leer steht.

Der Fall ist brisant: Nach den heftigen Auseinandersetzungen um Bausünden im Potsdamer Welterbe der Vergangenheit hat Oberbürgermeister Platzeck erstmals gegen die Warnungen der Denkmalschützer von Stadt und Land entschieden. Auch Kulturminister Wolfgang Hackel, der als oberster Denkmalschützer das letzte Wort hatte, schlug damit erstmals den ausdrücklichen Rat der Denkmal-Landesfachbehörde in den Wind.

Gleichwohl betonen sowohl Hackel als auch das Platzeck-Rathaus, dass sie bei der Abwägung der konträren Interessen keine Wahl hatten: Sonst sei ein Scheitern des dringend zur Belebung der Potsdamer Fußgängerzone benötigten Gesamtprojektes zu befürchten gewesen, auf das Potsdam seit Jahren wartet. Das Denkmal-Ensemble Brandenburger Straße sei auf den Anziehungspunkt eines Warenhauses angewiesen, betonte Hackel. "Es war die letzte große Hürde für unser Projekt, die genommen werden musste", sagte Karstadt-Sprecher Michael Scheibe. Er bestätigte, dass ohne die Entscheidung die 80-Millionen Gesamtinvestition gefährdet gewesen wäre. Scheibe betonte, dass der Lichthof "nur verschoben", nicht aber verändert werde. Dies sei mit einem enormen Aufwand verbunden. "Am Erscheinungsbild ändert sich nichts." Dies sei ein "vernünftiger Kompromiss". Nun stehe einem Baubeginn im März 2001 und einer Eröffnung im Frühjahr 2003 nichts mehr im Wege.

Auch Oberbürgermeister Matthias Platzeck hat das grüne Licht Hackels bereits begrüßt: Dadurch rücke die Karstadt-Ansiedlung in greifbare Nähe. Dem Vernehmen nach wollte das Rathaus dem Konzern keinen Vorwand liefern, nach der jahrelangen Zitterpartie möglicherweise doch noch aus dem Potsdamer Projekt auszusteigen, für das der Konzern - eine endgültige Absegung des Karstadt-Aufsichtsrats liegt noch nicht vor - bislang noch keinen Bauantrag gestellt hat. In der Rathausspitze war zudem mit Sorge registriert worden, dass Aufsichtsratschef Walter Deuss - er galt als Förderer des konzernintern nicht unumstrittenen Potsdamer Projekts - kürzlich das Handtuch geworfen hatte.

Vor diesem Hintergrund hat Landesdenkmalschützer Detlef Karg durchaus Verständnis für diese Entscheidungsnot der Stadtväter und übt anders als in der Vergangenheit keine offene Kritik. Er gehe davon aus, dass Oberbürgermeister Matthias Platzeck vor dem Abrissantrag das Für und Wider sorgfältig abgewogen und sich der "Tragweite" bewusst sei. Dennoch bedauert Karg das drohende Aus für den Original-Lichthof, der - so die Auflagen des Landesdenkmalamtes - vor den Arbeiten noch einmal penibel dokumentiert werden muss. Noch nicht einmal in der Essener Karstadt-Zentrale finden sich Fotographien von dem einzigartigen Lichthof. Es sei schade, betonte Karg, dass Karstadt über die eigene Unternehmenstradion hinweggehe und der Stadt "die Pistole auf die Brust" gesetzt habe.

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