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Brandenburg: Das Kokain lagerte auf dem Dachboden Prozess gegen XY-Bande: Der Kronzeuge packt aus

Neuruppin - Die seit Anfang Mai vor Gericht stehende XY-Bande hat offenbar doch wie eine kriminelle Vereinigung funktioniert. Das wurde gestern durch die Aussage des Kronzeugen der Anklage vor dem Landgericht Neuruppin deutlich: Der 36-jährige Mario S.

Neuruppin - Die seit Anfang Mai vor Gericht stehende XY-Bande hat offenbar doch wie eine kriminelle Vereinigung funktioniert. Das wurde gestern durch die Aussage des Kronzeugen der Anklage vor dem Landgericht Neuruppin deutlich: Der 36-jährige Mario S., im Dezember 2004 zu zehn Jahren Freiheitsstrafe wegen Drogenhandels und anderer Delikte verurteilt, berichtete ausführlich über die Methoden innerhalb der mehrere Dutzend Mitglieder umfassenden Gruppe.

So sei ihm Ende 2000 vom mutmaßlichen Anführer der Bande, Olaf K., ein Schweigegeld in Höhe von rund 50 000 Euro zugesichert worden. „Für den Fall, dass ich von der Polizei bei Drogengeschäften geschnappt werde, sollte ich in Raten diese Summe bekommen und dafür die Klappe halten“, sagte Mario L.

Tatsächlich wurde der mehrfach vorbestrafte Mann im Januar 2002 wegen des Verdachts der Mittäterschaft bei einem Mord verhaftet. Diese Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Doch bei der Durchsuchung seines Hauses in Neustadt/Dosse stieß die Polizei auf dem Dachboden eher zufällig auf einen mit 1,3 Kilogramm Kokain gefüllten Tresor.

„Darin lagerte ich das von Olaf K. und anderen Personen bezogene Rauschgift, um es zu strecken und weiterzuverkaufen“, erklärte Mario L. Normalerweise sei der Tresor im Garten eingegraben gewesen. Er habe nur auf dem Dachboden gestanden, weil L. erst kurz zuvor umgezogen sei. Nach dem Rauchgiftfund begann die Polizei umfangreiche Ermittlungen in der Neuruppiner Drogenszene, die schließlich im August 2004 zur Verhaftung von neun Personen führten. Mario S. rief nach eigenen Angaben aus der Justizvollzugsanstalt Brandenburg/Havel mehrfach von einem eingeschmuggelten Handy Olaf K. an, um nach seinem Schweigegeld zu fragen. Auch ein Anwalt und sein Vater hätten sich wegen möglicher Raten an den mutmaßlichen Bandenchef gewandt. Doch seien monatlich nur 200 oder nur 100 Euro gezahlt worden.

Nach der Verhaftung der vermeintlichen Rädelsführer habe L. im Gefängnis Drohungen erhalten, damit er keine Aussage mache. Doch er entschied sich anders. Gestern vor Gericht beschuldigte er Olaf K. auch, neben Kokain mit Marihuana und Ecstasy gehandelt zu haben. Das bestritt der Hauptangeklagte bislang ebenso wie die Bildung einer kriminellen Vereinigung.

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