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Brandenburg: Der Mix hat’s gemacht

Am Sonntag endet die Eberswalder Gartenschau. Sie war ein unerwarteter Erfolg

Von Claus-Dieter Steyer

Eberswalde. Wenn das Wetter schon nicht stimmt, vielleicht hilft das Musikprogramm zur Sensation? Am Freitag spielen um 16.30 Uhr die Ostrocker Puhdys auf der Freilichtbühne der Landesgartenschau in Eberswalde, am Sonntag ist dann Schluss – und möglicherweise wurde bis dahin der 600000ste Gast gezählt. Bis Dienstag jedenfalls wurden rund 572 000 Tickets abgesetzt. . „Falls die Herbstsonne scheint, kratzen wir am Sonntag, wenn wir die Tore endgültig schließen, bestimmt an der magischen Zahl“, sagt Geschäftsführer Michael Steinland. Doch auch, wenn das nichts wird, ist die Bilanz überraschend: Als die Schau am 27. April bei Regen eröffnet wurde, sprach der Eberswalder Bürgermeister Reinhard Schulz bescheiden von „350 000 erwarteten Besuchern“. Er hatte damals die erste Brandenburger Landesgartenschau in Luckau im Gedächtnis, die 430 000 Neugierige angelockt hatte. „Es wäre schön, wenn wir nicht zu weit darunter liegen“, sagte Schulz damals.

Das 60 Kilometer nördlich Berlins gelegene Eberswalde schien mit seinen trostlosen Industrieruinen und mit seinem Anfang der neunziger Jahre durch Rechtsextremisten ruinierten Ruf kein Anziehungspunkt für Touristen zu sein. Doch es kam ganz anders: Eberswalde erwies sich mit seinen „Blütenträumen am Finowkanal“ als eines der beliebtesten Ausflugsziele im Sommer. Es zog mehr Besucher an als die anderen beiden ostdeutschen Landesgartenschauen in Wismar und Großenhain. Wer das Erfolgsgeheimnis lüften will, wird zuerst in der Statistik der Kartenverkäufe fündig: Fast 20 Prozent aller Besucher waren im Alter zwischen sechs und 16 Jahren. Dieser hohe Anteil ist untypisch für deutsche Gartenschauen, die in der Regel hauptsächlich Gäste jenseits des 50. Lebensjahres anlocken. Für Blumen und Beete interessierten sich die Kinder und Jugendlichen in Eberswalde zwar auch nicht sonderlich, aber dafür gab es viele andere Möglichkeiten speziell für sie: etwa die unterirdischen Kühlwasserkanäle in der einstigen Eisenspalterei, die man per Tretboot befahren konnte, oder die Hexenwelt mit Zarenschloss im Birkenwäldchen. Auch die Erwachsenen staunten über die Fülle des Angebotes. Sie kletterten auf eine Kranbahn oder auf die 30 Meter hohe Aussichtsplattform eines Krans, mieteten Kanus, ruhten sich auf der 90 Meter langen Bank entlang des Wassers aus, streiften durch den Feenwald oder amüsierten sich im Café Liebermann.

„Mir ist kürzlich eine ältere Eberswalderin vor Freude um den Hals gefallen“, erzählte Zoodirektor Bernd Hensch, der gemeinsam mit Michael Steinland den Posten des Geschäftsführers ausfüllte. „Sie war so gerührt, dass wir einen Montagekran eigens für die Gartenschau wieder aufgestellt hatten.“ Eine Erinnerung an bessere Zeiten: 3500 Beschäftigte zählte der Eberswalder Kranbau einst, heute arbeiten dort nur noch 100 Personen.

Für das Puhdys-Konzert vergibt der Tagesspiegel fünfmal zwei Freikarten an die ersten Anrufer, die am heutigen Mittwoch zwischen 18 und 18.15 Uhr unter Tel. (030) 26009-565 anrufen.

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