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Brandenburg: Deutschlands erste Chinatown soll nach Oranienburg kommen

Bauausschuss stimmt dem 480 Millionen Euro teuren Projekt zu. 2008 könnte mit den Bauarbeiten auf dem alten Flugplatz begonnen werden

Oranienburg - Bei Oranienburg soll bald eine gigantische Chinatown entstehen. Es ist das erste derartige Projekt in Deutschland. Die Pläne für das chinesische Einkaufs-, Kultur- und Wohnviertel am Stadtrand nahmen am Dienstag die erste bürokratische Hürde. Mit sieben Ja- und zwei Nein-Stimmen befürwortete der Bauausschuss der Stadtverordnetenversammlung einen Rahmenplan für das Gelände auf dem ehemaligen Flugplatz an der Bundesstraße 96. Dort plant die Brandenburg China Projektmanagement Gesellschaft den Bau von Wohnungen für 2000 Menschen.

Außerdem sollen Pavillons im chinesischen Stil, Handelshäuser, ein Heilkunde-Zentrum für traditionelle chinesische Medizin und ein Hotel entstehen. Auch eine „Verbotene Stadt“ steht auf dem Programm. Ein 14 Hektar großer Park soll zusätzlich Touristen anlocken. Die Wohnungen sind sowohl für chinesische als auch für deutsche Mieter und Eigentümer vorgesehen. Mit den Bauarbeiten soll schon im Herbst 2008 begonnen werden.

Die Kosten für die gigantische Investition bezifferte der Geschäftsführer der Projektgesellschaft, Stefan Kunigam, auf zunächst 480 Millionen Euro, davon verschlingt die Erschließung des 78 Hektar große Geländes allein 30 Millionen Euro. Wie Mitglieder des Bauausschusses bestätigten, wollte Kunigam noch keine Namen von konkreten Investoren aus China nennen. Er verwies lediglich auf ein großes Interesse für das Vorhaben, „Klein-China“ zu bauen.

Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD) steht dem Projekt aufgeschlossen gegenüber. „Der ehemalige Flugplatz der Heinkel-Werke, der bis 1994 von einer russischen Hubschraubereinheit genutzt wurde, ist ein Schandfleck“, sagte er. „Da sind uns alle Investoren willkommen, die etwas aus dem Gelände machen wollen.“

Natürlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn sich die Zentrale eines renommierten Konzerns hier ansiedeln würde. Aber es gebe keinen Grund, die Chinatown- Pläne von vornherein ins Reich der Fantasie zu verfrachten. Im Laufe des Genehmigungsverfahrens würde sich schnell die Ernsthaftigkeit des Vorhabens herausstellen. Die letzte Entscheidung liege bei den Stadtverordneten.

Nach den Angaben des Bürgermeisters war die in Frankfurt (Oder) ansässige Projektgesellschaft erstmals vor anderthalb Jahren an die Stadtverwaltung mit den Plänen herangetreten. Vorausgegangen sei eine Prüfung mehrerer Standorte rund um Berlin. Für Oranienburg sprach letztendlich die gute Verkehrsanbindung über die vierspurige Bundesstraße 96. Sie ist von Berlin aus problemlos über die Autobahn A 111 zu erreichen.

In Oranienburg schwankt unterdessen die Stimmung zwischen Euphorie und Ablehnung des Projekts. Einzelhändler im Zentrum fürchten sich vor einer möglichen Konkurrenz durch ein zu großes Verkaufszentrum mit billigen Waren. Zum Lärmschutz soll während der Bauarbeiten eine Mauer um den Stadtteil herum errichtet werden.

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