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Brandenburg: Die Bundeswehr geht zu den Bauern

Heute beginnt die große Landwirtschaftsschau unterm Funkturm – mit einigen überraschenden Ausstellern

DIE GRÜNE WOCHE IN BERLIN

In Sachen Landwirtschaft konnte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit gestern nicht viel aufbieten. „In der Stadt gibt es noch 4 bis 5 Rinder und 104 Schweine “, sagte er in seiner Eröffnungsansprache - und war dennoch selbstbewusst: Nirgendwo sonst passe die größte Agrarmesse besser hin als in die grüne Stadt Berlin, rief er aus. Berlin sei zudem „das „Tor des Ostens zum Westen“.

Die Grüne Woche hat dieses Jahr einige überraschende Aussteller zu bieten. In der Jugend-Eventhalle testeten gestern junge Soldaten der Luftwaffe einen Smart in Militärfarben. Soldaten auf der Grünen Woche? „Wo soll sich die Bundeswehr denn sonst präsentieren?“, sagte René Buchholz von der Kölner Luftwaffe. Man müsse dort hin, wo die Jugendlichen sind. Aus den Boxen der Showbühne dröhnt Rockmusik, gegenüber steht McDonald’s. In diesem Flair sucht die Bundeswehr Nachwuchs. Er soll mit Flugsimulatoren gelockt werden. Ausgerechnet zwischen Schweinen und Würsten? „Naja, wir bieten hier auch Desserts an“, sagte Buchholz.

Auch die Politik nutzt die publikumswirksame Landwirtschaftsschau dieses Jahr mehr als in den Jahren zuvor, um sich den Berlinern zu nähern. Etwas verloren zwischen Hähnen, Kaninchen, Blumensamen und Blumenbeeten, steht eine silberne Miniaturkuppel des Bundestages. Noch sind die Stühle darin leer, und auch die Bundesagentur für Arbeit nebenan hat bisher noch niemanden vermittelt.

Zu den klassischen Ausstellern zählt mittlerweile schon das Ehepaar Schäfer aus Geldern am Niederrhein. Sie sind zum 15. Mal zur Messe angereist. Im Gepäck haben sie bunte Zierkränze mitgebracht. Das Keramikgerüst unter den Kränzen kommt aus China. Sträuße hätten sich zwar überlebt, aber Dekoratives gehe gut. Und es ist allzeit zu verwenden: in den Kränzen stecken bereits Osterhasen aus Holz. Mit ihren Preisen passen sich die Schäfers dem Zustand der Stadt an. „Man muss billig sein hier in Berlin. “.

Am Stand am Eingang der nächsten Halle hängen Ledermäntel, auf den Tischen liegen Mützen und elegante Handschuhe. Es duftet nach Bockwurst und gebratenen Kartoffeln.

Am Donnerstagnachmittag ging es in den Hallen noch chaotisch zu, manche Hinweisschilder führten in die Irre. So stieß ein Mann beim Versuch, in die Halle 9 zu gelangen, gegen eine geschlossene Tür zum Notausgang. Männer in blauen Arbeitshosen packten Kartons aus und entwirrten Kabel. Bei den Anglern und Fischern steht ein riesiges, rundes Aquarium, das sehr zerbrechlich aussieht. „Bitte nicht berühren“ steht darauf. Ungeduldig warteten die Aussteller noch auf ihren Stargast: einen echten Stör.

Überirdisches bietet die Firma Nagler aus Landshut bei München. Engelverzierte Keramik-Brunnen. Aber auch Irdisches ist ihnen nicht fremd. Wer Möbel sucht, findet hier Stühle und Sessel für bis zu 3000 Euro.

„Wir leben von der Messe, es muss sich rentieren“, sagt Hans-Peter Nagler. Dass Berlin pleite ist, sieht er gelassen. „Irgendwas kann doch jeder zusammenkratzen“.

Maxi Leinkauf

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