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Brandenburg: Dorfback mit Kruste

Traditionsbäcker wirft Ofen auf dem Schwanter Marktplatz an

Schwante. Im weißen Hemd und Fliege dürfte ein Bäckermeister seine Kunden nur selten bedienen. Aber besondere Anlässe verlangen eben auch entsprechende Kleidung. Karl-Dietmar Plentz aus Schwante schmiss sich zum 125-jährigen Jubiläum seiner gleichnamigen Bäckerei in Schale und feierte gleich noch eine Premiere: Künftig feuert er dreimal pro Woche einen alten Holzbackofen auf dem Dorfplatz des Örtchens, das nahe am Berliner Autobahnring liegt.

Im Jahre 1877 hatte sich Carl Plentz in Oranienburg mit einer Bäckerei selbstständig gemacht und damit den Grundstein für die Familientradition gelegt. In einer Anzeige im Jahre 1913 kündigte Sohn Otto Plentz den Umzug des Geschäftes von der Breiten in die Kremmener Straße an. „Gute und reelle Ware“ könnten die Kunden von ihm erwarten, versicherte er. Nach dem Zweiten Weltkrieg verstarb Otto, seine Frau Käthe führte das Geschäft bis 1952 weiter. Der Sohn Kurt Plentz übernahm das Kommando in Oranienburg, während dessen Bruder Karl in einer Bäckerfamilie in Schwante einheiratete. Dessen Sohn Karl-Dietmar Plentz verantwortet seit 1989 in vierter Generation die Geschäfte. Inzwischen gehören vier Läden mit 50 Beschäftigten zur Firma, in deren Chronik zwei Ereignisse auffallen: 1958 baute Karl Plentz einen dreiherdigen Dampfbackofen, der damals viel Aufsehen in der Branche auslöste. 1977 ersetzte er ihn durch einen der ersten Elektroöfen. Mit dem nach Unterlagen aus den zwanziger Jahren orginalgetreu nachgebauten Dorfbackofen kehrt Karl-Dietmar Plentz sozusagen wieder an die Ursprünge zurück. „Man muss sich für die Kunden immer wieder etwas Neues einfallen lassen, auch wenn es alte Sachen sind“, sagt der Meister.

Solche Backöfen hätten vor 80 bis 100 Jahren überall auf dem Lande gestanden. An einem Tag in der Woche habe eine Familie den Bedarf für die große Familie gebacken, bis die Bäckereien auch in die Dörfer kamen. Heute verkauft Plentz jeweils von Donnerstagnachmittag bis Sonnabendmittag verschiedene Brotsorten aus dem alten Backofen. Er hofft auf einen ähnlichen Erfolg wie bei den essbaren Fotos auf den Torten. Sie sind der Höhepunkt auf vielen Familienfeiern, wenn ein mit Lebensmittelfarben gestaltetes Bild die Sahne- oder Fruchttorte krönt.

Über die Fortsetzung der Tradition macht sich der Bäckermeister keine Sorgen. „Ich habe fünf Kinder, da findet sich bestimmt ein Interessent.“ Er selbst könne sich keinen anderen Beruf vorstellen. „Ich schaffe etwas mit meinen Händen und sehe sofort das Ergebnis, das sich obendrein noch gut verkauft.“ Claus-Dieter Steyer

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