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Brandenburg: „Ein Verbraucherrecht muss jetzt her“

Herr Birthler, hat Ihr Ministerium Hinweise auf den Skandal um verseuchten Öko-Weizen ignoriert? Nein, das trifft nicht zu.

Herr Birthler, hat Ihr Ministerium Hinweise auf den Skandal um verseuchten Öko-Weizen ignoriert?

Nein, das trifft nicht zu. In einem Schreiben der Agro Öko Consult haben wir am 11. April lediglich einen Hinweis bekommen, dass es in Deutschland verunreinigten Ökoweizen gibt und deshalb ein Betrieb in Brandenburg untersucht wurde - mit negativem Ergebnis.

In dem Schreiben wird jedoch gewarnt, dass in der Produktionskette eine Reihe weiterer Unternehmen involviert seien, dass sich die Verunreinigungen zu einem „Skandal“ entwickeln könnten. Warum blieb das Ministerium trotzdem untätig?

Weil das Ergebnis negativ war, es gab dazu gar keine Veranlassung. In dem Schreiben wurde Nitrofen nicht einmal erwähnt. Noch einmal: Es gab keinerlei Hinweise auf verseuchten Ökoweizen in oder aus Brandenburg. Glücklicherweise hat sich das inzwischen auch glasklar bestätigt.

Ihr Staatssekretär hat gestern den Verdacht geäußert, dass der Neubrandenburger Großhändler bereits im Trocknungslager Prenzlau die Weizen-Lieferung des Ökobetriebs mit anderem Weizen vermischt habe. Sie haben heute das Gegenteil erklärt. Was stimmt nun?

Dieser Verdacht wurde ausgeräumt. In Brandenburg ist die Lieferung nicht vermischt worden. Die genauen Ergebnisse der Vor-Ort-Prüfung lagen erst später vor.

Welche Konsequenzen müssen aus dem Skandal gezogen werden?

Wichtig ist, dass die Verursacher ermittelt werden. Ich begrüße deshalb, dass Niedersachsen sofort die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat. Im Übrigen gehe ich nicht davon aus, dass nur die Öko-Landwirtschaft betroffen ist, was sich bereits andeutet. Deshalb ist jetzt das neue Verbraucherinformationsgesetz so wichtig, das kommenden Freitag im Bundesrat zur Abstimmung steht: Dort sollen Untersuchungslabore verpflichtet werden, positive Testergebnisse staatlichen Behörden mitzuteilen.

Ein Hamburger Labor verweigert die Herausgabe belasteter Ökoweizen-Proben.

Dank öffentlichem Druck geschieht dies jetzt. Durch Spektralanalyse kann man feststellen, aus welchen Regionen das Getreide kommt. Wir wollen die beiden jüngsten amtlichen Proben aus Stegelitz mit der allerersten belasteten Hamburger Probe vergleichen lassen, die die Lawine ausgelöst hat. Ich möchte klären, ob anderer Weizen nur mit dem Stegelitzer Etikett versehen wurde.

Sollte mit den schnellen Schuldzuweisungen nach Stegelitz die ostdeutsche Landwirtschaft zum Sündenbock gemacht werden?

Ja, aber das ist zum Bumerang geworden.Ich denke, dass landwirtschaftliche Großbetriebe mit ihren Hallen und extra Lagern für Pflanzenschutzmittel die Bestimmungen viel strenger einhalten können als kleine Höfe, die alles in einer Scheune lagern.

Nach dem BSE-Skandal haben Sie demonstrativ erklärt, weiter Rindfleisch zu essen. Schmeckt Ihnen die Ökosemmel noch?

Selbstverständlich. Es ist eine unentschuldbare Sauerei, die nicht passieren darf. Aber man sollte nicht ganz vergessen, dass das Pflanzenschutzmittel Nitrofen 25 Jahre in Deutschland zugelassen war, ehe es 1988 in den alten Ländern und nach der Einheit auch in Ostdeutschland aus dem Verkehr gezogen wurde. Es kein Gift wie bei Schneewittchen: Man isst eine Ökosemmel und fällt tot um.

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