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Brandenburg: Eine, die ankommt

"Eine tolle Frau", schwärmt Peter Krause über Johanna Wanka. Der Berliner Maler hat zu Brandenburgs Kulturministern, die in den letzten Jahren kamen und gingen, ein besonderes Verhältnis: Seine Ölbilder gehören gewissermaßen zur Grundausstattung des sonst eher spartanischen Ministerzimmers, zuerst bei Steffen Reiche, dann bei Wolfgang Hackel, jetzt bei Johanna Wanka.

"Eine tolle Frau", schwärmt Peter Krause über Johanna Wanka. Der Berliner Maler hat zu Brandenburgs Kulturministern, die in den letzten Jahren kamen und gingen, ein besonderes Verhältnis: Seine Ölbilder gehören gewissermaßen zur Grundausstattung des sonst eher spartanischen Ministerzimmers, zuerst bei Steffen Reiche, dann bei Wolfgang Hackel, jetzt bei Johanna Wanka. Allerdings lange nur als "Leihgaben". Der Status war - Schlamperei oder Gedankenlosigkeit? - nie endgültig geklärt worden. Just an jenem Tag, als Krause nach langem Warten einen Termin bei Hackel hatte, trat dieser zurück. Erst Johanna Wanka, die Neue, sorgte schließlich für klare Verhältnisse, ließ die Bilder kaufen. "So kann man mit Künstlern nicht umgehen!"

Wegen dieser energisch-zupackenden Art im Kleinen wie Großen, ihrem erfrischenddirekten Wesen wird die frühere Merseburger Hochschulrektorin ein Jahr nach ihrem Amtsantritt über alle Parteigrenzen hinweg hoch geschätzt. "Sie ist ein Glücksfall für das Kabinett", schwärmen selbst Sozialdemokraten. Dabei gilt gerade ihr Ressort als eines der schwierigsten überhaupt: Brandenburg mit seinen chronisch unterfinanzierten Hochschulen hält den Negativ-Rekord bei den Wissenschaftsausgaben der deutschen Bundesländer. Bei der Kulturförderung sieht es nicht viel besser aus. Und eine Landesdenkmalförderung gibt es im Fontane-Land, in dem tausende Denkmale dem Verfall ausgesetzt sind, faktisch nicht mehr. Entsprechend frustriert war die Klientel allerorten.

Wenn Wanka über ihre Zwischenbilanz spricht, sich dabei so in Eifer redet, dass es am Ende fast ein dreistündiges Gespräch wird, blitzt immer wieder Stolz durch: Wer hätte es für möglich gehalten, dass die Kulturausgaben konstant bleiben, während überall gekürzt werden muss? Wer hätte mit einer Erhöhung der Theaterpauschale im Gemeindefinanzierungsgesetz um jährlich zwei auf 13 Millionen Euro gerechnet, nachdem ihre Vorgänger daran scheiterten? Der Bund machte auf ihr Drängen 20 Millionen Mark für marode NS-Gedenkstätten locker. "Das war doch ein Coup", konstatiert Wanka und strahlt. Die Hochschullehrerin konnte damit Befürchtungen ausräumen, dass sie sich wohl nur um die Wissenschaft kümmern werde. "Ich will nicht, dass dieser falsche Eindruck entsteht."

Gleichwohl ist sie stolz darauf, dass die Wissenschaftsausgaben Brandenburgs 2002 erstmals wieder um rund 28 Millionen Mark ansteigen, nachdem es seit Jahren nur bergab ging. "Die Trendwende, der Stimmungsumschwung ist geschafft", sagt Wanka. Sie lässt aber auch keinen Zweifel daran, dass die Hochschulausgaben in den nächsten Jahren weiter aufgestockt werden müssen, weil das Land die rote Laterne eben noch nicht abgegeben hat: Brandenburg verwendet etwa 2,7 Prozent seines Haushaltes für Hochschulen, Sachsen sechs Prozent. "Was jahrelang versäumt wurde, ist nicht über Nacht zu ändern", so Wanka dazu. Nicht auszuschließen, dass ihr der Trendwechsel trotz angespannter Finanzlage gelingen wird: Das Kabinett segnete im letzten Sommer ihre aktualisierte Hochschulplanung ab, nach der bis zum Jahr 2005 in Brandenburg rund 3500 zusätzliche Studienplätze geschaffen und finanziert werden sollen. Das wäre für die überbelegten märkischen Hochschulen, die bei den Studentenzahlen einen Rekordandrang registrieren, die dringend benötigte Entlastung, erst recht vor dem Hintergrund des Abbaus von Studienplätzen in Berlin.

Überhaupt hat sich Wanka, der man die Lust an ihrem Amt anmerkt, die vor Energie sprüht, für die verbleibenden zweieinhalb Jahre der Legislaturperiode viel vorgenommen: Im neuen Jahr soll das Denkmalschutzgesetz novelliert werden, ein Projekt, das seit Jahren auf Eis lag: Die Bearbeitungszeiten in den Denkmalbehörden sollen kürzer, die Interessen von Eigentümern und Investoren stärker berücksichtigt werden. Außerdem soll nach jahrelangen Diskussionen ein Denkmalfonds aufgelegt werden. In mühevoller Kleinarbeit hinter den Kulissen hat Wanka die Koalitionsfraktionen von der Notwendigkeit überzeugt und einen Landtagsbeschluss durchgesetzt: "Als die Staatskanzlei es merkte", sagt sie schelmisch, "war der Antrag schon durch". Verbündete gewinnen, für Mehrheiten werben, ist zweifellos eine Stärke Wankas.

Vor allem aber brennt die Ministerin darauf, den Durchbruch bei der Reform der Hochschulen zu schaffen. Hier kann ihr niemand etwas vormachen: Wanka will das starre staatliche Finanzierungssystem durch Zuweisungen nach dem Leistungsprinzip ablösen und den Hochschulen zum Beispiel bei der Verwendung der Mittel weniger hineinreden. Da Widerstände programmiert sind, soll ein unabhängiges Institut den schwierigen Prozess moderieren. "Man kann das nicht verordnen, sondern muss die Hochschulen mitnehmen", sagt Wanka. Gelingt ihr der Paradigmenwechsel flächendeckend, wäre Brandenburg bundesweit Vorreiter.

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