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Brandenburg: „Es war ja nur ein Punk“

Prozess gegen drei Rechtsextreme: Mord aus politischen Motiven?

Von Frank Jansen

Frankfurt (Oder). Im Frankfurter Mordprozess gegen drei junge Rechtsextremisten ist offenbar doch ein politisches Motiv zu erkennen. Der Angeklagte Stephan B. (19) gab am Dienstag vor Gericht zu, er habe nach dem gewaltsamen Tod des überfallenen Enrico S. die Frage eines Freundes bejaht, ob ein „Punker umgeklatscht“ worden sei. Außerdem hatten an einem der vorangegangenen Prozesstage zwei Freundinnen der Angeklagten ausgesagt, nach der Tat hätten die drei Männer bemerkt, „es war ja nur ein Punk“. Diese Äußerung stritten Stephan B. und die mitangeklagten Brüder Marco (28) und Daniel S. (21) jedoch ab. Die Rechtsextremisten hatten, wie berichtet, in der Nacht zum 29. März in einer Frankfurter Plattenbauwohnung den 25 Jahre alten Enrico S. mit Schlägen, Tritten und Messerstichen gefoltert. Das Opfer verstarb Stunden später im Frankfurter Klinikum. Punks zählen zu den Feindbildern der rechtsextremen Szene.

Die Staatsanwaltschaft hat in ihrer Anklageschrift kein politisches Mordmotiv genannt. Die drei Rechtsextremisten werden beschuldigt, das Opfer aus Habgier grausam getötet zu haben. Außerdem hätten die Angeklagten einen Raub verdecken wollen: Aus der Wohnung, in der sich Enrico S. zufällig aufhielt, hatten die Angeklagten während der Quälerei eine Playstation sowie Bargeld und das Handy des Opfers an sich genommen. Dem Angeklagten Stephan B. hält die Staatsanwaltschaft sogar „Mordlust“ vor, da er bei dem Gewaltexzess noch brutaler agiert haben soll als die Brüder S. Sollte nun auch die politische Gesinnung der Angeklagten als Motiv hinzukommen, wäre ein weiteres Mordmerkmal gegeben: niedere Beweggründe.

Am Rande des Prozesses wurde außerdem bekannt, dass die Staatsanwaltschaft die medizinische Versorgung des Opfers untersucht. Es besteht der Verdacht, Enrico S. sei im Klinikum im Vorort Markendorf nur unzureichend behandelt worden und deshalb verblutet.

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