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Glashütte Döbern: Lausitzer Flakons für Russland?

Hoffnung für die stillgelegte Glashütte Döbern: Zwei Bewerber wollen wieder Bleikristall produzieren.

Döbern - Mitten in der Wirtschaftskrise könnte in der Niederlausitz eine 140-jährige Industrietradition wiederbelebt werden. Denn für die insolvente und seit dem Jahresende stillgelegte Glashütte in Döbern mit einst 150 Beschäftigten gibt es überraschend zwei Bewerber, über die der Gläubigerausschuss am morgigen Dienstag entscheiden wird. Neben einer russischen Investorengruppe, die Parfümflaschen herstellen will, besinnt sich ein Ost-West-Gespann auf die einst so gefragten Erzeugnisse wie Römer, hochwertige Kerzenhalter, dickwandige Schalen und Vasen oder Whiskybecher.

„Wir planen schrittweise 25 bis 30 Arbeitsplätze“, sagte der ehemalige Marketing- und Vertriebschef Frank Mader. „Über Nacht soll das Glas für die Bleikristallherstellung geschmolzen werden, damit am Tag die Verarbeitung per Hand beginnen kann.“ Es solle eine Nische bedient werden, da der einst große Bleikristallmarkt zusammengebrochen sei. Bis zur Insolvenz lieferten die Lausitzer ihre Produkte unter anderem in die USA, nach Kanada, Japan, Dubai und Griechenland.

Inzwischen gibt es weltweit kaum noch Nachfrage nach Bleikristall-Produkten. Selbst in Tschechien, wo es traditionell die meisten Glashütten gibt, mussten schon mehrere große Werke schließen. In Döbern aber besannen sich die alten Geschäftsführer auf die früher eher lockeren Kontakte in den Schwarzwald. Mit der dort ansässigen Dorotheenhütte Wolfach soll der jeweilige Kundenstamm ausgetauscht und zusammengeführt werden.

Außerdem könnten die Döberner von ihnen lernen, wie man jährlich Tausende von Besuchern in eine Glashütte locken und mit ihnen gute Geschäfte machen kann. Das Potenzial ist durchaus vorhanden, liegen mit dem Spreewald und dem zum Unesco-Welterbe gehörenden Pückler-Park in Bad Muskau doch zwei lohnenswerte Reiseziele in der Nähe. Auf der Messe „Ambiente“, die kürzlich in Frankfurt am Main stattfand, traten beide Partner bereits mit einem Gemeinschaftsstand auf. Kunden aus dem In- und Ausland hatten durchaus Interesse an den bewährten Produkten aus der Lausitz gezeigt. Gute Voraussetzungen, falls die Glaswanne in Döbern tatsächlich wieder angeheizt würde.

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