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Brandenburg: Grenzenloser Ärger

Was polnische Taxifahrer schaffen, ist für ihre deutschen Kollegen offenbar auch kein Problem: Sie lassen sich ihre Geschäfte mit den Schnäppchenjägern an der Grenze nicht vermiesen. Denn die sollen in ihre Autos und nicht etwa in einen billigeren Bus einsteigen.

Was polnische Taxifahrer schaffen, ist für ihre deutschen Kollegen offenbar auch kein Problem: Sie lassen sich ihre Geschäfte mit den Schnäppchenjägern an der Grenze nicht vermiesen. Denn die sollen in ihre Autos und nicht etwa in einen billigeren Bus einsteigen.

Solch einer sollte am Sonnabend zwischen Frankfurt und Slubice verkehren, um deutsche und polnische Kunden preisgünstig zwischen Weihnachtsmärkten, Einkaufszentren und den Basaren zu befördern. Doch in beiden Ländern hagelte es Proteste, so dass von dem Projekt nur ein kümmerlicher Rest blieb. Der Bus fuhr lediglich vom Frankfurter Hauptbahnhof zu einem kleinen Einkaufsmarkt in Altberesinchen und in die Nähe der Stadtbrücke nach Polen.

Zunächst gingen die Taxifahrer in Slubice auf die Barrikaden. Sie leben hauptsächlich von den deutschen Einkaufstouristen, die sie vom Ende der Brücke zum zwei Kilometer entfernten Billigbasar bringen. Mit einer Unterschriftenaktion brachten sie die Slubicer Stadtverwaltung dazu, dem grenzüberschreitenden Busverkehr die Genehmigung zu versagen.

Die Frankfurter Taxifahrer reagierten auf eigene Faust. Sie versperrten während der Probefahrt am vergangenen Freitag die Sonderhaltestelle an der Stadtbrücke. Gerade die Strecke vom Bahnhof zur Grenze sei ihr lukrativstes Geschäft, argumentierten sie. "So ein Bus nimmt uns die letzten Fahrgäste weg", meinte Taxifahrer Erich Georgi - notfalls würde man die ganze Stadt blockieren.

"Wir sind natürlich ziemlich enttäuscht", sagt Sören Bollmann vom deutsch-polnischen Verein Slubfurt, der die Idee mit dem Bus hatte. "Mit einem derartigen Widerstand hatten wir nicht gerechnet. Es zeigt, wie weit wir von einer normalen Nachbarschaft noch entfernt sind." Der Vereinsname "Slubfurt" - gebildet aus der ersten Silbe von Slubice und der zweiten von Frankfurt - symbolisiert das Anliegen der Mitglieder, Visionen für eine Europastadt zu entwickeln.

Für die Vorweihnachtszeit hat der Verein kulturelle und kulinarische Aktionen auf den Adventsmärkten hüben und drüben geplant. Mit einem bunten Bus über die Oderbrücke, die sonst nur für Fußgänger, Radfahrer und Pkw zugelassen ist, wollte der Verein auf das Programm aufmerksam machen. Die Fahrer sollten Aukünfte in beiden Sprachen geben; auf den Sitzen sollte eine spezielle Weihnachtszeitung liegen.

Ob dieses arglosen Vorhabens kann "Slubfurt" die Aufregung nicht verstehen. "Der Bus zu einem Fahrpreis von 1,50 Mark oder 2,50 Zloty sollte doch nur bis zum 22. Dezember und einmal pro Stunde verkehren", erklärte Sören Bollmann. Er hoffe auf Gespräche mit der Stadtverwaltung Slubice, um die zugesagte Haltestelle in Grenznähe doch noch anfahren zu dürfen. Von der grenzüberschreitenden Route hat man sich einstweilen verabschiedet. Die Zeit dafür scheint noch nicht reif.

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