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Brandenburg: Grenzgänger und Brückenbauer

Von Thorsten Metzner Potsdam. Altbundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) hat die Verdienste Manfred Stolpes für die deutsche Einheit gewürdigt - auch als Grenzgänger und Brückenbauer zwischen Ost und West vor dem Fall der Mauer.

Von Thorsten Metzner

Potsdam. Altbundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) hat die Verdienste Manfred Stolpes für die deutsche Einheit gewürdigt - auch als Grenzgänger und Brückenbauer zwischen Ost und West vor dem Fall der Mauer. „Stolpe war und ist eine Oststimme. Aber er hat diese Rolle nie auf Kosten, sondern immer im Interesse der Einheit wahrgenommen“, sagte von Weizsäcker am Donnerstagabend auf dem Abschiedsempfang für den früheren Brandenburger Ministerpräsidenten vor rund 300 Gästen in Potsdam. Weizsäcker nutzte die Gelegenheit, um Stolpe noch einmal ausdrücklich vor Vorwürfen wegen seiner Stasi-Kontakte in Schutz zu nehmen, die Anfang der 90er Jahre eine bundesweite Debatte entfacht hatten.

Über diesen Streit war damals die Ampel-Koalition zerbrochen. Von Weizsäcker betonte, dass diese Kritik an Stolpe für ihn immer „Zeichen einer tiefen Unkenntnis über seine damalige Funktion gewesen“ sei. Für Politiker im Westen sei Stolpe immer ein „unverzichtbarer Ratgeber“ , eine „unverzichtbare Quelle“ gewesen. Bei ihren Begegnungen mit dem damaligen Kirchenjuristen hätten westdeutsche Politiker viel über die wirkliche Lage in der DDR erfahren. Stolpe habe „Kanäle im Stillen“ aufbauen müssen, so der Altbundespräsident. Er habe dies nur vor dem eigenen Gewissen vereinbaren, sich nicht absichern können. Nicht nur, dass in den Zeiten der Teilung die Kontakte innerhalb der Kirche umso wichtiger gewesen seien, hob von Weizsäcker hervor.

Der Westen habe im Ostblock im Grunde nur „zwei wichtige Berater“ gehabt, „der eine war Manfred Stolpe, der andere der spätere polnische Regierungschef Tadeusz Mazowiezki“. Zugleich zollte der Altbundespräsident Stolpe Respekt für seinen „souveränen Entschluss“, nach zwölf Dienstjahren das Amt des Ministerpräsidenten abzugeben. Sein Mut sei nicht immer populär gewesen, wie sich beim Anlauf für eine Länderfusion gezeigt habe.

Stolpes „pommersche Einsilbigkeit“ habe sich wohltuend von „Berliner Geschwätzigkeit“ abgehoben, so von Weizsäcker. Beide Politiker hatten sich in den 60er Jahren über die evangelische Kirche kennen gelernt. Ihn habe seit damals ein Satz Weizsäckers nicht mehr losgelassen, bekannte Stolpe: „Die deutsche Spaltung ist nicht das Ende aller Wege Gottes.“ Auch sein Nachfolger, Ministerpräsident Matthias Platzeck, sagte, Stolpe habe bereits vor der Wende jahrzehntelang segensreich gewirkt und hunderten Menschen geholfen.

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