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Griebnitzsee: Potsdam soll mit Villenbesitzern verhandeln

Nach der Sperrung des Uferwegs am Griebnitzsee durch Anwohner verlangt nun das Brandenburger Innenministerium, dass die Stadt Potsdam endlich ernsthaft mit den Villenbesitzern Verhandlungen aufnimmt. Eine Enteignung könne nur das letzte Mittel sein.

Im Streit um den Uferweg am Griebnitzsee in Potsdam dringt das Brandenburger Innenministerium auf eine einvernehmliche Lösung. Die Stadt müsse ernsthaft mit den Villenbesitzern verhandeln, forderte Sprecherin Dorothée Stacke am Montag. Bislang sei das nicht erkennbar. Verhandlungen seien die Voraussetzung, wenn die Stadt einen öffentlichen Uferpark durchsetzen wolle. Die Enteignung von Villenbesitzern könne nur das allerletzte Mittel sein. Sollte es dazu kommen, stünde den Eigentümern eine Entschädigung im aktuellen Marktwert zu.

Seit Jahren streitet die Stadtverwaltung mit acht Villenbesitzern um Nutzungsrechte am Ufer des Griebnitzsees. Während die Stadt den geschichtsträchtigen ehemaligen Postenweg der DDR-Grenztruppen entlang dem früheren Mauerstreifen zu einem Uferpark umgestalten und als Ausflugsziel erhalten will, pochen die Anrainer auf Eigentumsrechte.

Anfang des Monats hatten die Anwohner vor dem Oberverwaltungsgericht recht bekommen. Die Areale unterlägen "keinem naturschutzrechtlichen Betretungsrecht für die Allgemeinheit", urteilten die Richter. Die betroffenen Grundstücke seien als Privatgärten erkennbar und gehörten nicht zur freien Landschaft.

Enteignung als letztes Mittel?

In der Folge sperrten einige Villenbesitzer in der Nacht zum Samstag den Weg mit Büschen und Zäunen ab. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bezeichnete die Aktion als Störung des sozialen Friedens. Er will nun ein Enteignungsverfahren in Gang setzen. Dazu sollen den Besitzern zunächst Kaufangebote unterbreitet werden. Über mögliche Enteignungen müsste das Innenministerium entscheiden.

Die Villen am Griebnitzsee gehören zum wertvollen Bauerbe Potsdams. Dort siedelten sich Ende des 19. Jahrhunderts vor allem reiche Berliner an. Sie ließen sich ihre Villen von Architekten wie Mies van der Rohe bauen. In den 1920er und 1930er Jahren zogen Filmstars wie Heinz Rühmann und Marika Rökk in die Villenkolonie. Weltbekannt wurde das Viertel im Sommer 1945. Damals residierten die alliierten Regierungschefs Harry S. Truman, Winston Churchill und Josef Stalin während der Potsdamer Konferenz am Griebnitzsee. (am/ddp)

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