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Brandenburg: Grippemittel für 400 000 Kranke

Bundesländer kaufen Arzneivorrat zur Vorbereitung auf Influenza-Epidemie

Um sich auf den möglichen Ausbruch einer weltweiten Grippe-Epidemie vorzubereiten, kaufen Berlin und Brandenburg noch in diesem Jahr für zusammen 4,1 Millionen Euro einen Vorrat an antiviralen Medikamenten. Die Arznei soll für die Behandlung von 426 000 Menschen in beiden Ländern ausreichen. Am gestrigen Dienstag haben die Berliner Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) und ihre Brandenburger Amtskollegin Dagmar Ziegler (SPD) die Verträge mit dem Hersteller unterzeichnet.

Berlin kauft nach Tagesspiegel-Information nur den losen Wirkstoff des Medikamentes Tamiflu des schweizerischen Pharmakonzerns Roche. Der Vorrat für Berlin soll im Dezember diesen Jahres geliefert werden. Der bloße Wirkstoff sei preiswerter, als die handelsübliche Variante in Kapselform, heißt es aus der Senatsgesundheitsverwaltung. Bricht die Grippe aus, werde das Arzneipulver aus den Lagern des Herstellers abgeholt, dann in Apotheken in Wasser oder Saft aufgelöst und an die Kranken ausgegeben.

Berlin gibt für seinen Arzneivorrat 2,2 Millionen Euro aus – das sind 5,5 Millionen Euro weniger als ursprünglich geplant. Wie berichtet, haben sich sieben norddeutsche Bundesländer – darunter Berlin, Brandenburg, Hamburg und Niedersachsen – auf eine gemeinsame Linie zur Grippevorsorge verständigt. Die Länder ordern nur so viele Therapiedosen des Medikaments, die ausreichen, um nur erkrankte Risikopatienten – wie sehr junge und sehr alte Menschen und chronisch Kranke – zu behandeln, sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen und bei Polizei und Feuerwehr. Das sind nach Berechnungen des Senats etwa 245 000 der rund 3,4 Millionen Einwohner Berlins.

Nach Expertenschätzungen würden im Pandemiefalle bis zu 15 Prozent der Bevölkerung – das wären in Berlin rund 510 000 Menschen – an der Grippe erkranken. Tausende wären durch mögliche Folgeerkrankungen in Lebensgefahr.

Andere Bundesländer, wie Bayern oder Baden-Württemberg, geben deshalb mehr für die antiviralen Arzneien aus: Sie wollen für jeden möglichen Kranken einen ausreichenden Vorrat haben.

Allerdings ist diese teure Vorsorge umstritten. Zwar zeigen Studien, dass die Mittel die Dauer der Krankheit verkürzen – von durchschnittlich sechs auf viereinhalb Tage. Auch die Zahl der Komplikationen, wie Lungenentzündungen, lassen sich reduzieren. Aber wissenschftliche Beweise dafür, dass die Präparate Todesfälle verhindern, gibt es nicht.

Deshalb setzen die Bundesländer auf die schnelle Produktion eines Impfstoffes. „Das dauert zwischen sechs Wochen und drei Monaten“, sagt Sigurd Peters, oberster Katastrophenschützer in der Berliner Gesundheitsverwaltung.

Seit Jahren warnen Weltgesundheitsorganisation und das deutsche Robert-Koch-Institut vor einer weltweiten Grippe-Epidemie mit Millionen Toten, die unmittelbar bevorstehe. Als wahrscheinlichster Auslöser gilt der Virus der Vogelgrippe in Südostasien, wenn dieser so mutiert, dass er von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.

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