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Brandenburg: Hase Schönbohm: Zwei gegen einen

Jörg Schönbohm wird sich zuweilen vorkommen wie der sprichwörtliche Hase, der immer nur zweiter Sieger ist, mag er auch noch so schnell die Ackerfurche entlang rasen. Die Igel Stolpe und Platzeck sind allemal schon da.

Jörg Schönbohm wird sich zuweilen vorkommen wie der sprichwörtliche Hase, der immer nur zweiter Sieger ist, mag er auch noch so schnell die Ackerfurche entlang rasen. Die Igel Stolpe und Platzeck sind allemal schon da. Für den CDU-Landesvorsitzenden Schönbohm müssen die Zustimmungswerte der Brandenburger für die Koalitionspartner SPD und CDU ernüchternd wirken. Die Sozialdemokraten schreiten wieder in Richtung einer absoluten Mehrheit und die CDU ist auf enttäuschende 25 Prozent abgesackt. Damit nähert sie sich wieder jenen Bereichen, bevor der ehemalige Berliner Innensenator Schönbohm die zerstrittenen Brandenburger Christdemokraten übernahm und in die Regierungsverantwortung hievte.

Nun sind die nächsten Wahlen noch weit und die Meinungsumfragen eine Momentaufnahme. Aber sie muss den Innenminister beunruhigen und den Ministerpräsidenten Manfred Stolpe bestätigen. Gelassen hatte er nach dem Start der Großen Koalition den Hasen Schönbohm auf der politischen Überholspur herumkurven lassen, auch wenn Stolpes Genossen Angst und Bange wurde. Irgendwann werde der Ein-Mann-Partei Schönbohm - Parteichef, Innenminister und Mitglied im CDU-Bundespräsidium - schon die Puste ausgehen. So kam es. Der Rücktritt von Kulturminister Georg Hackel und die Querelen um Justizminister Kurt Schelter haben Schönbohm aus dem Tritt gebracht. Nun hängt dem Hasen auch noch ein schwerer Rucksack mit unerledigten Vorhaben auf dem Rücken.

Mit der unpopulären, aber notwendigen Kommunalreform handelt sich Schönbohm viel Ärger ein. Das gilt gleichermaßen für das ehrgeizige Vorhaben, die Polizeiführung zu straffen und die Zahl der Präsidien von sechs auf zwei zu verringern. Selbst wenn die Koalition Wohltaten zu verteilen hat - wie die BfA-Arbeitsplätze für die Zustimmung zur rot-grünen Rentenreform -, dann erntet Landesvater Stolpe. Schönbohm dagegen blieb nur der Part des Ja-Sagers. Hätte er etwa ablehnen sollen? Schließlich geht es um das Wohl des armen Landes Brandenburg. Die SPD lauert nur auf eine solche Vorlage - zumal die Reform auch mit den Stimmen aus Mecklenburg-Vorpommern durchgekomen wäre.

Zwei gegen einen - das Spiel lässt Schönbohm alt aussehen. Stolpe, der wieder deutlich mehr Engagement zeigt, hält die Probleme in der Regierung klein. Und der smarte SPD-Landeschef Matthias Platzeck setzt Impulse und modernisiert die SPD. Mediendarling und Günstling des Bundeskanzlers - damit punktet der Potsdamer Oberbürgermeister Platzeck unentwegt. Und die Bundesgartenschau lässt den Deichgrafen der Oderflut erneut zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.

Jörg Schönbohm, der der müden SPD mit seinen Attacken und Themen erst wieder mehr Schwung aufgezwungen hat, wird es zerknirscht registrieren. Zumal der Kronprinz Platzeck immer unverhohlener mit der PDS-Karte spielt. Der Hase Schönbohm kann nur resignieren - oder seinerseits die Langsamkeit entdecken. Sind erst die Polizei- und Gemeindereform erledigt, dann kann er wieder leichter rennen. Und falls Stolpe sich einbildet, die bequeme Arbeitsteilung mit dem Kronprinz Platzeck könne unentwegt so weitergehen, wird es bei der SPD rappeln. Wenn nicht bald klar ist, wann der Staffelstab übergeben wird, dann wird auch in Potsdam über das Biederkopf-Syndrom diskutiert werden. Dann könnte auch der Hase Schönbohm wieder frohlocken.

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