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Brandenburg: Hasso-Plattner-Institut: In Griebnitzsee werden die Weichen für neue Technologien gestellt

Wer mit soviel Tatkraft nach vorn kommt, ist am Ende auch mächtig - durch seine Ausstrahlung, seinen Einfluss und durch sein Geld. Vom "Milliardär" Hasso Plattner sprachen die Nachrichtenagenturen, als sie über die Grundsteinlegung des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) am Bahnhof Griebnitzsee im Juli vorigen Jahres berichteten.

Wer mit soviel Tatkraft nach vorn kommt, ist am Ende auch mächtig - durch seine Ausstrahlung, seinen Einfluss und durch sein Geld. Vom "Milliardär" Hasso Plattner sprachen die Nachrichtenagenturen, als sie über die Grundsteinlegung des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) am Bahnhof Griebnitzsee im Juli vorigen Jahres berichteten. Gestern wurde das Richtfest gefeiert. Plattner ist Mitbegründer des Konzerns "Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenentwicklung" (SAP), der heute weltweit 19000 Mitarbeiter beschäftigt. An der Veranstaltung in Potsdam nahmen Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (parteilos) teil. Für rund 60 Millionen Mark entstehen auf dem Gelände der Universität Potsdam bis Ende Juni 2001 drei neue Bauten, in denen Studenten in Software-Systemtechnik ausgebildet werden sollen. Mit der universitären Ausbildung im Bereich der Softwaresystemtechnik ist Wanka zufolge ein in Deutschland bislang einmaliger Studiengang eingerichtet worden, der die Absolventen zur Entwicklung, Unterstützung und Anwendung sehr großer Softwaresysteme befähigt. Zu den Baukosten steuert Plattner mehr als ein Drittel aus seinem Privatvermögen bei. Der Rest sind Fördermittel der Europäischen Union, die das Land weiterreicht.

"Kreative, bildungshungrige junge Leute muss man dahin locken, wo es schön ist", sagt Plattner. Der gebürtige Berliner ist Potsdam von seiner Jugend an verbunden. Als er sich entschloss, in der "Residenzstadt" ein Universitätsinstitut zu gründen, dachte er zunächst an die Nähe der Sanssouci-Schlösser. Nicht nur das "herzliche Verhältnis zu Oberbürgermeister Platzeck", sondern auch die unbestrittenen Vorteile des Standortes am Bahnhof Griebnitzsee ließen Plattner leichten Herzens von der Schlössernähe abrücken. Das Software Mekka von Palo Alto mit dem benachbarten San Francisco hatte er im Kopf, als er das Bauland orderte: Natur ringsum, Seen und Wälder vor der Haustür, und doch ist es nur ein Katzensprung zur Kapitale Berlin.

Während eines Besuches des Einsteinturmes auf dem Telegrafenberg kam Plattner auf die Idee, in Potsdam zu investieren. Mit Ministerpräsident Manfred Stolpe habe er die Sache vor zwei Jahren "in wenigen Minuten perfekt gemacht". Der 57-jährige Manager und Professor stiftet 24 Millionen Mark aus seinem Privatvermögen für den Neubau. Darüber hinaus stellt er dem Institut im Verlaufe von 20 Jahren weitere 100 Millionen Mark zur Verfügung. Das Institut wird auf 9000 Quadratmeter Fläche in einem rotbraunen Klinkerbau mit viel Glas untergebracht.

"Als jemand, der durch Glück und eigene Leistung wohlhabend wurde, empfinde ich es als eine vornehme Pflicht, die Allgemeinheit daran teilnehmen zu lassen", sagt Plattner. Obwohl er sich von Anfang der Unterstützung maßgeblicher Politiker Brandenburgs sicher sein konnte, setzte Plattner auf das private Engagement. Die Erinnerung an seine "gute Ausbildung" in Karlsruhe - einer Technischen Universität, die "mit viel Geldern der Industrie aufgebaut wurde" - habe den Ausschlag gegeben.

Für Potsdam ist Plattner ein Glücksfall, besteht durch seinen Einsatz doch die Chance, das Defizit an hoch qualifizierten Arbeitsplätzen, das durch das Wegbrechen produzierender Betriebe entstanden ist, auf einem der modernsten Technologie-Gebiete wieder auszugleichen. Oberbürgermeister Matthias Platzeck sieht damit seine Potsdam-Vision aus einer "Mischung aus Versaille und Silicon Valley" ein Stück in die Realität rücken. Dazu trägt nicht zuletzt die Aussicht bei, das ausgedehnte Gelände am Jungfernsee, wo sich die verlassenen "grauen Kasernen" befinden, zu einem High-Tech-Standort zu entwickeln. Gegenwärtig ist bereits der zweite Jahrgang künftiger Software-Systemtechniker immatrikuliert. Bis der Neubau im Sommer dieses Jahres fertig ist, erfolgt die Ausbildung in Räumen der Sparkassen-Akademie am Luftschiffhafen. Die ersten Absolventen verlassen das HPI 2003. Richtfest für den Institutsneubau hätte schon im Dezember sein können. Einziger Hinderungsgrund: Hasso Plattner hatte keinen Termin frei.

Günter Schenke

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