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Brandenburg: Ideen fürs Lebensgefühl Ost

In Brandenburg erscheint jetzt eine Zeitschrift speziell für die neuen Länder – gegründet von einem Niedersachen

Fichtenwalde. Der Mann, der „Lobbyarbeit für den Osten“ betreiben will, stammt aus dem Westen. Simon Kaatz ist Chefredakteur der am heutigen Mittwoch zum ersten Mal erscheinenden Zeitschrift „Gute Idee“. Sein Magazin wolle das „moderne, positive Lebensgefühl Ost“ darstellen, sagt Kaatz. Die „Gute Idee“ war seine Idee. Der 32-Jährige entwickelte das Konzept und gründete den Verlag „friendly house“, in dem die Zeitschrift – ein Ratgebermagazin (siehe Kasten unten) – erscheint. Wieviel Geld er in das Projekt investiert, will er nicht verraten. Redaktion und Verlag haben ihren Sitz im 2500-Seelen-Ort Fichtenwalde bei Potsdam. „Dort“, sagt der gebürtige Niedersachse Kaatz, „ist man näher dran an der ostdeutschen Realität als in Berlin.“

Kaatz ist gelernter Journalist, arbeitete für die „Magdeburger Volksstimme“, für das Magazin „Focus“ in München und für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. 2003 entschloss er sich zum Neuanfang. In Frankfurt und München habe er kaum Ost-Themen einbringen können, sagt der Jung-Verleger. Das Interesse an den neuen Bundesländern sei in westdeutschen Verlagshäusern gering, der Osten hoffnungslos unterrepräsentiert. „Für unser Magazin arbeiten nur Ostdeutsche“, betont Kaatz deshalb. Und er schließt sich selbst dabei ein – obwohl er im Westharz in der Nähe der deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen ist. „Ab wann ist man denn Ostdeutscher?“ Für Kaatz ist das weniger eine Frage der Herkunft, eher eine der Geisteshaltung. „Meine Frau stammt aus dem Osten, ich lebe sehr gerne in Brandenburg.“

Die Planung zu „Gute Idee“ begann im Frühjahr 2003. „Wir haben uns soziologische Studien angeschaut, Analysen des Medienmarktes im Osten“, erklärt Kaatz. Am Anfang stand die Frage: Was interessiert den prototypischen Ostdeutschen zwischen 25 und 49 Jahren? Dann wurde mit Vertretern der Zielgruppe diskutiert. Dabei bestätigten sich für Kaatz viele Erfahrungen, die er als Westler in den neuen Ländern gesammelt hatte. Der Lebensstil Ost sei „heimeliger, vielleicht ländlicher“. Jungen Ostdeutschen seien Familie und Zuhause wichtiger als Party und Reisen, Postmaterialismus und Hedonismus nicht so bestimmend wie im Westen. Die Menschen seien weniger vereinzelt.

Zur einer Spaltung Deutschlands will der Zeitschriftengründer dabei beileibe nicht beitragen. „Für den Osten Partei zu ergreifen, ist richtig“, sagt er. Mit DDR-Nostalgie will Kaatz schon gar nichts zu tun haben. Seit 2000 befinde sich der Osten in der „Post- Nachwendezeit“. Junge Ostdeutsche hätten mit der Vergangenheit abgeschlossen, würden einfach gerne in ihrer Heimat leben. Kaatz ist sicher, mit seinem betont unpolitischen Heft Erfolg zu haben. Westdeutsche Zeitschriften wie Stern oder Spiegel würden im Osten wenig gelesen – das einzige Ost-Magazin „Super Illu“ verkaufe sich dagegen jede Woche mehr als 560000-mal.

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