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Brandenburg: Immobilien-Skandal: Schlossherr brachte den Justizstreit in Gang

Am Klingelschild neben der wuchtigen Eingangstür des Schlosses Schwante steht noch immer der Name: Ronald Bauermeister. Nur vorsichtshalber wird der Knopf gedrückt.

Am Klingelschild neben der wuchtigen Eingangstür des Schlosses Schwante steht noch immer der Name: Ronald Bauermeister. Nur vorsichtshalber wird der Knopf gedrückt. Denn Einwohner des unweit des nördlichen Berliner Autobahnringes gelegenen Dorfes hatten schon bei der Wegbeschreibung des Anwesens abgewunken. Da sei schon lange niemand mehr zu sehen, hieß es. "Der Konsul hat doch jetzt ganz andere Sorgen", sagt eine Frau beim kurzen Aufblicken vom Laubkehren entlang der Hauptstraße. Jedermann, so scheint es, weiss hier um die Zusammenhänge zwischen Schloss, Pächter Bauermeister sowie dem Streit zwischen Justizminister Kurt Schelter und dem Richterbund Bescheid.

Die Festnahme Bauermeisters auf Veranlassung eines Gerichtsvollziehers war am 15. Juli Anlass für die Telefonkette zwischen dessen Anwalt Lutz von Pufendorf, Innenminister Jörg Schönbohm, Kurt Schelter und dem inzwischen versetzten Büroleiter Ulrich Herrmann. Dieser soll auf die Neuruppiner Richterin eingewirkt haben, Bauermeister doch wieder auf freien Fuß zu setzen. Just am Nachmittag des 15. Juli, so ergaben Recherchen, wollte der Pächter auf Schloss Schwante eine Präsentation veranstalten.

Anwalt Lutz von Pufendorf beklagte gestern die "Verletzung der Privatsphäre" seines Mandanten durch die Veröffentlichung persönlicher Daten. Es falle damit schwer, "dem Mann bei der Lösung seiner Probleme" zu helfen. Allerdings ist der "Fall Bauermeister" nicht zuletzt seit der kürzlich stattgefundenen öffentlichen Verhandlung vor dem Brandenburgischen Oberverwaltungsgericht kein Geheimnis mehr. Offensichtlich hat sich der Immobilienmakler und frühere Gewürzhändler Bauermeister mit dem 1741 erbauten Schloss Schwante erheblich übernommen.

1994 unterzeichnete er mit der Gemeinde einen Pachtvertrag über das noch heute ziemlich marode und sogar einsturzgefährdet anmutende Gebäude. Vielleicht haben sich die damaligen ehrenamtlichen Gemeindevertreter zu sehr vom Titel des neuen Schlossherren täuschen lassen. Bauermeister vertrat als Honorar-Konsul den kleinen Karibik-Staat Grenada in Deutschland. Grenada war in Ostdeutschland kein unbekanntes Land. Der Name beherrschte in den achtziger Jahren lange Zeit die DDR-Medien, als Partei- und Staatsführung Grenada als neuen "sozialistischen Verbündeten" feierte. Ein reaktionärer Putsch beendete allerdings alle Hoffnungen.

Bauermeister aber, so erinnert man sich heute in Schwante, überzeugte vor allem durch seine Versprechungen. Das Schloss sollte wie zu den Zeiten seiner Vorbesitzer in alter Schönheit erstrahlen, die Gemeinde freute sich auf einen Veranstaltungsraum und zusätzliche Wohnungen. Das dafür nötige Geld - Fachleute sprachen von mindestens vier Millionen Mark Restaurierungskosten - war durch den Verkauf von Grundstücken im Schlosspark eingeplant worden. Einfamilienhäuser sollten den Schlossteich umrahmen.

Doch passiert ist seitdem nicht viel. Bauermeister warf der Gemeinde vor, diese blockiere die Baupläne rund ums Schloss. Diese wiederum kündigte wegen des nicht gestoppten Verfalls des Schlosses den Pachtvertrag. Der Pächter habe gegen mehrere Auflagen verstoßen, hieß es in dem Verfahren vor dem Oberlandesgericht Brandenburg/Havel. Ob Bauermeister weiter Pächter bleibt, wird sich wahrscheinlich bei einer erneuten Verhandlung am 29. November entscheiden.

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