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Brandenburg: John-Heartfield-Haus: Der Waldsieversdorfer Traum

Jedes Fest braucht seinen unverwechselbaren und vor allem zugkräftigen Namen. Die Waldsieversdorfer in der östlich Berlins gelegenen Märkischen Schweiz entschieden sich Ende der siebziger Jahre für einen einfachen und bei dem Namen des Ortes nicht weiter verwunderlichen Titel: Jägerfest.

Jedes Fest braucht seinen unverwechselbaren und vor allem zugkräftigen Namen. Die Waldsieversdorfer in der östlich Berlins gelegenen Märkischen Schweiz entschieden sich Ende der siebziger Jahre für einen einfachen und bei dem Namen des Ortes nicht weiter verwunderlichen Titel: Jägerfest. Seit gestern erlebt es noch bis zum Sonntag seine 23. Auflage mit Hubertusmesse, Blas- und Diskomusik, Angeln, Motorsägenwettbewerb, Markttreiben, Feuerwerk und natürlich vielen Information rund um die Jagd.

Bürgermeister Manfred Werner braucht beim Blick von der Aussichtsplattform des ehemaligen Wasserturmes nicht viel vom Reiz seines Dorfes zu erzählen. Es liegt traumhaft zwischen bewaldeten Höhenzügen, die schon Fontane zu Vergleichen mit dem Harz, Thüringen und der Sächsischen Schweiz anregten. Dazwischen blitzt das Wasser glasklarer und versteckter Seen. "Doch so viel Idylle hat leider auch ihren Preis", sagt der Bürgermeister nachdenklich. "Seit acht Jahren kämpfen wir um einen Flächennutzungsplan, um Genehmigungen für bauwillige Familien erteilen zu können. Doch das Raumordnungsministerium sperrt sich dagegen, wahrscheinlich auf Betreiben der Naturparkverwaltung Märkische Schweiz."

Manfred Werner übt das Ehrenamt in seinem 1000-Einwohner-Dorf erst seit dem vergangenen Jahr aus. Doch das Problem des vom Ministerium verweigerten Flächennutzungsplans beschäftigte schon seine Vorgänger. Mehrere öffentliche Diskussionen brachten bis heute keine Einigung mit den Naturschützern.

Auch auf anderen Gebieten hofft der Bürgermeister auf Einigung mit "oben". Das Sommerhaus von John Heartfield, dem Meister der Fotomontage vor allem in den dreißiger Jahren, würde Waldsieversdorf gern zu einer Erinnerungs- und Begegnungsstätte ausbauen. Das Vorbild dafür steht mit dem Brecht-Weigel-Haus gleich im Nachbarort Buckow. "So ein John-Heartfield-Haus wäre sicher eine Attraktion für uns, zumal es so etwas weit und breit noch nicht gibt", erklärt der Bürgermeister. In den letzten Jahren vor der Wende nutzten Mitglieder der Akademie der Künste das am Großen Däbersee gelegene Blockhaus für Erholungszwecke. Nun gehört es zum Landeseigentum. Wie sehr John Heartfield das Anwesen liebte, zeigt eine Aufzeichnung von seinem Bruder Wieland: "Hätte er nicht einigermaßen regelmäßig das Wochenende mit seiner Frau und Adam, seinem Hund, in dem Waldhäuschen verbracht, wo er zwischen Bäumen, vielerlei Blumen und schönen seltenen Dingen gewissermaßen eine zweite, glücklichere Kindheit verlebte, so wäre er wohl nicht der lebendige, fröhliche, unternehmungslustige Mensch geblieben, dem man seine 70 Jahre nicht ansieht." Da die Gemeindekasse auch in Waldsieversdorf nicht prall gefüllt ist, hofft der Bürgermeister auf eine Überlassung von Grundstück und Haus durch das Land.

Während einerseits Baugrundstücke im Ort fehlen, stehen andererseits Häuser leer. "Ungeklärte Eigentumsverhältnisse" lautete bislang die Erklärung. Die sind zwar glücklicherweise weitgehend geklärt worden. Aber die Erben der Alteigentümer warten oft genau wie in Buckow auf steigende Immobilienpreise. Solange passiert nichts an den Häusern. Ganz besonders verbittert ist die Gemeinde über das Schicksal des vom Ortsgründer Ferdinand Kindermann errichteten Sanatoriums aus dem Jahre 1908. Der einstige Mittelpunkt der vor allem von Berliner Sommergästen genutzten Villenkolonie diente bis zur Wende der Blockpartei NDPD (National-Demokratische Partei Deutschlands) als Schulungsheim. Die Treuhand habe fünf bis sechs Millionen Mark von den Interessenten verlangt, die hier ein Gymnasium einrichten wollten, beklagt Manfred Werner. Kürzlich sei es zur Zwangsversteigerung gekommen. Ausgerechnet jener Berliner Unternehmer, der in Buckow das ehemals beliebte Ausflugslokal "Bollersdorfer Höhe" gekauft hatte und das Gelände danach für Besucher absperren ließ, habe den Zuschlag erhalten. "Bei 380 000 Mark lag das Mindestgebot", erklärt Manfred Werner. Das sei für den neoklassizistischen Bau lächerlich. Bisher gebe es von dem neuen Eigentümer keine Angaben über eine mögliche Nutzung.

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