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Brandenburg: Kleiner Ort, großes Konzert

8000 Einwohner, 10 000 Pop-Fans: In Luckau feiert das Open-Air-Festival Berlinova am Wochenende Premiere

Luckau. Es sind kleine Orte, an denen die großen Konzerte stattfinden: das ländliche Woodstock an der amerikanischen Ostküste, das beschauliche Glastonbury im Südwesten Englands oder das erhabene Roskilde in Dänemark. Nach dem Willen der Deutschen Entertainment AG (Deag) soll das brandenburgische Städtchen Luckau bald die Reihe der internationalen Open-Air-Highlights ergänzen. Die Veranstalter initiieren deshalb dieses Wochenende erstmalig das Berlinova-Festival. Die 8000-Seelen-Gemeinde wird an zwei Tagen von über 40 Bands aus dem In- und Ausland aus ihrem popmusikalischen Dornröschenschlaf geweckt. Auf zwei Bühnen sowie in zwei Zelten mit DJ-Musik erwartet die geschätzten 10 000 Besucher ein abwechslungsreiches Programm.

Die Idee für ein Open-Air-Festival in der Umgebung Berlins lag bei der Deag bereits länger in der Schublade. Auch den ehemaligen Militärflughafen Luckau hatte die Agentur schon im Visier – „ein idealer Ort, mit riesigem Camping-Gelände und wenig Lärm- Problemen“, sagt Organisator Phillip Styr. Bisher mangelte es an Bands, Organisation oder Geld. „Dieses Jahr hat alles perfekt geklappt“, sagt Styr. Die Behörden zeigten sich kooperativ – und mit der Berliner Reggae-Band Seeed hatte man einen veritablen Headliner mit regionaler Bindung an der Hand.

Die Nähe zur hauptstädtischen Musikszene stellt trotz des Namens kein ableitbares Programm dar. Zwar treten mit den Elektro-Rockern Mia oder der Punk-Kombo Beatsteaks Lokalmatadoren auf – der Schwerpunkt liegt aber auf deutschen, überregionalen Bands. „Wir möchten den kleinen Bands, die auf großen Festivals untergehen, eine Chance geben“, sagt Styr. Daneben dürfen sich Besucher auf exklusive Auftritte von ausländischen Musikern freuen: Der Trip-Hop- Pate Tricky stellt seine neueste Platte vor, das britische Damen-Doppel Client serviert ausgesuchten Elektro-Pop und Techno-Anarcho Mount Sims aus Los Angeles wird das Publikum mit einer provokanten Show beehren. „Bei uns geht alles außer Teenie-Pop“, erklärt Styr. Viel Zustimmung erhält das Festival aus der Musikindustrie – als deren Zentrum Berlin spätestens seit dem Umzug des Musikkonzerns Universal letzten Sommer gilt. Sven Hasenjäger von der Plattenfirma Labels findet es „ein gutes Statement für die Region“. Letztlich sei es fast das einzige Open-Air-Ereignis dieser Art im gesamten ostdeutschen Raum. „So ein Festival fehlte bisher“, resümiert Hasenjäger. Klemens Wiese von Mute Records stimmt dem zu, auch wenn er keinen großen Unterschied zu anderen Festivals erkennt. „Aber ein sehr geschmackvolles Line-Up“, gibt er zu.

Falls Berlinova I ein Erfolg wird, organisiert die Deag im nächsten Sommer einen Nachfolger. Die Region profitiert in jedem Fall. Von dem eingenommenen Geld soll ein Teil an soziale Einrichtungen gehen.

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