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Brandenburg: Legende vom traurigen Weltmeister-Besieger

Gedenken an den DDR-Nationalspieler Mäcki Lauck

Von Sandra Dassler

Sielow - Im Herbst 1997 vermeldete die Berliner Polizei „das Auffinden einer hilflosen Person“. Der Mann lag mit schweren Kopfverletzungen an einer Straßenecke. Er hatte viel Alkohol im Blut. „Fremdverschulden“ lag nicht vor. Der Mann starb wenig später im Krankenhaus Friedrichshain. Vermisst haben ihn wohl nur seine Trinkkumpane auf der Straße. Weil er im Suff nie aggressiv wurde. Und weil er so skurrile Geschichten erzählte. Dass er ein Olympiasieger sei. Und wie er 1974 bei der Fußball-Weltmeisterschaft mit seiner Mannschaft den späteren Weltmeister besiegte.

Letztere Geschichte wurde gestern auf dem Sportplatz in Sielow, einem Ortsteil von Cottbus, auch immer wieder erzählt. Von Heinz-Florian Oertel beispielsweise, dem legendären DDR-Sportreporter. Oder von Georg Buschner, dem Trainer der DDR-Fußballnationalelf bei der WM ’74. Mit den beiden Koryphäen des ostdeutschen Sports waren etwa ein Dutzend ehemalige Nationalspieler in die Lausitz gekommen, um eine Gedenktafel für jenen Mann einzuweihen, dessen Leben so traurig endete. Auf der Gedenktafel steht: Reinhard „Mäcki“ Lauck. Geboren am 16. 9. 1946 in Sielow, gestorben am 22. 10. 1997 in Berlin. Fußballer beim FC Union Berlin und beim BFC Dynamo. Olympiasieger 1976 in Montreal, DDR-Meister 1979 und 1980.

Dass Reinhard Lauck in seinem Heimatdorf Sielow diese späte Ehrung zuteil wurde, ist unter anderem der Fußball-WM im Sommer geschuldet, erklärt Georg Zielonkowski. Der Stadionsprecher von Energie Cottbus, der selbst in Sielow wohnt, organisierte die Gedenktafel und lud zum gestrigen 60.Geburtstag von Lauck dessen ehemalige Sportkameraden ein. „Immer wieder wurde anlässlich der WM das legendäre 1:0 der DDR gegen den späteren Weltmeister BRD 1974 in Hamburg gezeigt“, sagt er. Die Vorlage für das Siegtor der DDR durch Jürgen Sparwasser kam von Erich Hamann. Und der war zuvor von Lauck angespielt worden.“

Auch die ehemaligen DDR-Fußballer erzählten viele nette Episoden über „Mäcki“, der ein toller Fußballer und Kumpel gewesen sei, aber irgendwie abstürzte, nachdem er seine Laufbahn wegen eines Knieleidens beenden musste. Dann legten sie eine Gedenkminute ein, schrieben Autogramme, gaben Interviews und fuhren schließlich zum Bundesligaspiel von Cottbus gegen Mainz ins Stadion der Freundschaft. Auch dort wurde gestern Mäcki Laucks gedacht.

Selbst Günter Netzer hatte sich während der vergangenen WM an Reinhard Lauck erinnert. Der habe, schrieb Netzer in einem Tagesspiegel-Artikel, beim legendären 1:0-Sieg seinen bundesdeutschen Gegenspieler Wolfgang Overath völlig ausgeschaltet. Da Overath der Spielmacher in der bundesdeutschen Elf war, könnte man sagen: Lauck hat damals für den Sieg gesorgt. Mäckis Berliner Trinkkumpane, hätten über diese Sicht nicht schlecht gestaunt. Sie haben ihm damals natürlich keine einzige seiner Geschichten geglaubt.

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