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Brandenburg: Lkw voller Flüchtlinge stürzt auf Autobahn um

25 Illegale aus der Ukraine hatten sich im Laster versteckt. Nach dem Unfall flohen sie. Die Polizei nahm die Suche auf – und fand die meisten

Fürstenwalde. Durch einen Verkehrsunfall auf der Autobahn A 12 zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin ist am Donnerstagmorgen ein schwerer Fall von Menschenschmuggel aufgedeckt worden. Gegen 6.40 Uhr war ein Sattelschlepper aus Polen kurz hinter der Ausfahrt Fürstenwalde von der Fahrbahn abgekommen, gegen die Leitplanke geprallt und umgestürzt. Auf der Ladefläche hatten sich zwischen Holzpaletten mindestens 25 illegale Einwanderer aus der Ukraine versteckt – die nach dem Unfall sofort vom Lkw kletterten und in den nahen Wald flüchteten. Mehrere Autofahrer in Richtung Berlin stoppten und verständigten die Polizei. Die nahm 20 Personen fest. Am Abend wurde die Fahndung nach möglichen weiteren Flüchtlingen ergebnislos eingestellt.

Der Fahrer des Lastwagens, der sich nach eigenen Angaben auf dem Weg nach Frankreich befand, stand unter Alkoholeinfluss. Eine Atemprobe ergab einen Alkoholgehalt von 0,8 Promille. Zur Abnahme einer Blutprobe wurde der 54-jährige Pole in ein Krankenhaus gebracht. Er soll außerdem die Lenkzeit überschritten haben.

Die vorwiegend jungen „Passagiere“ des Lkw hielten sich in einem maximal sieben Quadratmeter großen Raum zwischen den Paletten versteckt. Unentdeckt hatten sie die Grenze in Frankfurt (Oder) passiert. Die dortigen Kontrollen der Ladeflächen durch Bundesgrenzschutz und Zoll beschränken sich in der Regel auf Stichproben.

Nach dem Umstürzen des Wagens konnten sich die illegalen Einwanderer vergleichsweise leicht befreien. Sie zerrissen die über die Ladefläche gespannte Plane und flüchteten größtenteils in Richtung Norden – zur Spree. Polizei und Bundesgrenzschutz starteten eine groß angelegte Suchaktion. 80 Beamte durchkämmten das Waldgebiet, unterstützt von Hunden. Auf dem Fluss hielt die Wasserschutzpolizei Ausschau und von einem Hubschrauber aus suchte eine Wärmebildkamera nach versteckten Personen. Bei dem Unfall zogen sich nach Polizeiangaben fünf Flüchtlinge leichte Schürfwunden zu. Für die Bergung des Sattelschleppers musste die Autobahn in Richtung Berlin für mehrere Stunden gesperrt werden. Auf der Umleitungsstrecke kam es zu langen Staus.

In jüngster Zeit stoßen sowohl deutsche Grenzbeamte als auch die polnische Armee immer häufiger auf illegale Einwanderer. Erst vor drei Wochen entdeckten polnische Beamten am Autobahn-Übergang Swiecko–Frankfurt 33 Flüchtlinge aus China, Afghanistan und Tschetschenien auf einem Laster. Im März war an gleicher Stelle der bislang größte Versuch des Menschenschmuggels aufgeflogen: 76 Menschen aus der Ukraine und Moldawien wollten ebenfalls in einem Kühltransporter unentdeckt die Grenze überwinden. Bei der Kontrolle hörten die Beamten Geräusche aus dem Wageninneren. Als die Türen geöffnet wurden, litten mehrere Personen bereits unter starker Atemnot.

Wie das BGS-Amt Frankfurt (Oder) mitteilte, sind im ersten Halbjahr an der Grenze zu Polen 105 versuchte Schleusungen aufgedeckt worden. Dabei wurden 98 Schmuggler festgenommen, die insgesamt 422 Personen illegal über die Grenze bringen wollten. Diese stammten überwiegend aus der Ukraine und Russland. Im ersten Halbjahr des Vorjahres waren nur 71 Schleusungen aufgeflogen. Allerdings ist die Dunkelziffer gerade in dieser Branche sehr hoch. Derzeit werden die meisten Versuche eines illegalen Grenzübertritts an der nur wenig Wasser führenden Neiße unternommen.

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