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Brandenburg: Luckenwalde fordert die deutsche Elf

Die Amateure des FSV 63 spielen am 16. Mai gegen die Nationalmannschaft – mancher glaubt an einen Sieg

Luckenwalde - Selbst die Bäckersfrau am Ortseingang von Luckenwalde hat an diesem Donnerstagmorgen ein Gewinnerlächeln auf den Lippen. Der Dönermann am Einkaufsmarkt ist sich sicher: „Die machen wir fertig.“ Am Vorabend haben es die Luckenwalder aus dem Fernsehen erfahren: Die Kicker ihres Heimatvereins FSV 63 Luckenwalde dürfen am 16. Mai in Mannheim gegen die Fußball-Nationalmannschaft antreten. Es wird das letzte Testspiel der deutschen Elf vor dem WM-Trainingslager sein, und die ARD überträgt live.

Mehr als hundert Leute hatten die Luckenwalder Stadionkneipe „Gaststätte zur Halbzeit“ am Mittwochabend bevölkert, um nicht nur das Spiel der Deutschen gegen Italien zu sehen – sondern vor allem auch die Halbzeitpause. Da nämlich zog Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff den Sieger aus 3400 Amateurmannschaften, die sich am Wettbewerb „Klub 2006“ des deutschen WM-Organisationskomitees beteiligt hatten. Sie mussten WM-Fahnen kreieren, möglichst viele DFB-Fußball-Abzeichen verleihen, Übungsleiter ausbilden. Zwischen den besten wurde dann ausgelost. Und noch während Bierhoff das Papierchen auseinander krempelte, brach in der Kneipe der Jubel los: „Wir haben sofort unsere Vereinsfarben erkannt“, sagt Gordon Entrich, der Libero des Verbandsligisten, von Beruf Polizist.

Am Donnerstagmorgen ist in den Gesichtern der Vereinsmitglieder, die die Reste aufräumen, noch zu sehen, wie lange sie gefeiert haben, ungeachtet des mehr als ernüchternden Auftritts der Deutschen gegen die Italiener. „Wenn man gesehen hat, wie die Deutschen gestern gespielt haben“, sagt einer, der sich auf dem Besen abstützt, „dann dürfte Luckenwalde doch gute Chancen haben.“ Gelächter. Die anderen im Raum rechnen eher mit einer haushohen Niederlage ihres FSV. „Eins zu 15“ oder „eins zu10“ lauten die Tipps, die Parole: „Hauptsache nicht zweistellig verlieren.“

Da klingt Vereinspräsident Rüdiger Riethdorf noch optimistisch. Er erwartet ein „sechs zu eins“, kommt aber kaum zum Reden, weil dauernd sein Handy klingelt. Leute gratulieren ihm, von denen er noch nie etwas gehört hat, eine Tiefbaufirma meldet sich und bietet sich als Sponsor für das große Spiel an. Ein Busunternehmen hat schon zugesichert, nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Luckenwalder Fans nach Mannheim zu bringen.

Neben der Ehre, dass den Spielern des Verbandsligisten mal ein Ballack oder ein Klose in die Beine grätscht, ist das Spiel natürlich auch finanziell attraktiv für den Verein. Präsident Riethdorf sagt zwar: „Wir sind immer gut über die Runden gekommen, haben keine Schulden.“ Aber das Geld sei trotzdem immer knapp. In diesem Jahr soll das Luckenwalder Stadion für zwei Millionen Euro hergerichtet, neue Zuschauertribünen und ein neuer Mannschaftstrakt sollen gebaut werden.

Ob vor dem großen Tag am 16. Mai noch ein besonderes Training ansteht? Riethdorf versucht, gelassen zu wirken. „Wir müssen erst noch ein paar andere Punkte machen“, sagt der Präsident und meint den Klassenerhalt in der Verbandsliga. Für den 16. Mai hoffen die Amateurfußballer auf ein „interessantes“ Spiel.

Libero Entrich wird als letzter Mann vor seinem Torhüter gegen die Stürmer der Nationalmannschaft spielen. „Ich muss unsere Abwehr führen“, sagt der 26- Jährige – und klingt nicht allzu optimistisch. „Ich hoffe, dass ich die eine oder andere Aktion verhindern kann.“ Auch wenn man ja nie wisse, „ob die sich richtig anstrengen“. Am Mittwochabend hatte er da auch so seine Zweifel. Geschäftsführer Ramon Wittich gibt denn auch diese Richtung aus für das Spiel am 16. Mai aus: „Egal wie – wenigstens einen müssen wir dem Olli Kahn reinmachen.“ Klingt bei der gegenwärtigen Schwäche der deutschen Abwehr nicht ganz unmöglich.

Andreas Wilhelm

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