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Marmorpalais

© Manfred Thomas

Marmorpalais: Enthülltes Schmuckstück

Darauf haben die Potsdamer und Touristen gewartet: Das Marmorpalais im Neuen Garten in Potsdam ist nach 15 Jahren Sanierung erstmals wieder ohne Gerüste.

Auf dieses fantastische Bild haben die Potsdamer und unzählige Touristen seit 15 Jahren gewartet: Das Marmorpalais im Neuen Garten spiegelt sich in seiner ganzen Pracht im Heiligen See. Kein Gerüst stört mehr die unvergleichliche Harmonie dieses königlichen Sommerschlosses, das seine besondere Ausstrahlung auch von der Gartenseite her nicht verfehlt. Spaziergänger dürften bei dem spätsommerlichen Wetter am Wochenende viel Freude bei einem Bummel erleben. Denn obwohl die feierliche Präsentation der frisch sanierten Fassaden aus farbigem Marmor vor der Politikerprominenz erst am kommenden Mittwoch erfolgen wird, kann sich schon jetzt jedermann sein eigenes Bild von der Kunst der Restauratoren machen. Im Innern glänzen die 40 Räume schon seit 2006 wieder wie zu Zeiten des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm II., der den prächtigen Bau zwischen 1787 und 1791 errichten ließ.

Insgesamt steckte die Schlösserstiftung als Eigentümerin 11,5 Millionen Euro in die Wiederherstellung. „Bis zum Jahr 2013 wollen wir die Arbeiten an den Außenanlagen abschließen“, sagte ein Sprecher. „Dazu gehören die Restaurierung der Treppen und Uferbefestigungen sowie die Erneuerung der Gärten.“ Die hohe Summe ist der außergewöhnlichen Vergangenheit des Gebäudes geschuldet. Als eines der wenigen Schlösser in Potsdam wurde das Marmorpalais im Zweiten Weltkrieg von Brandbomben getroffen und beschädigt. 1945 richtete die Rote Armee hier ein Offizierskasino ein, und im Jahre des Mauerbaus 1961 schleppte die Nationale Volksarmee schweres Kriegsgerät in die königlichen Salons und Säle. Ausgerechnet an diesem schönen Ort baute sie ihr Armeemuseum auf, das durch einen Düsenjäger im Schlosshof gekrönt wurde. Im wertvollen Kloebersaal wurden Propagandafilme gezeigt. „Die Erinnerung daran hat tief gesessen“, meinte der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh. „Das hat wohl viele Menschen lange Zeit von einem Besuch abgehalten.“ Doch jetzt sind alle Hindernisse endgültig beseitigt. Jeder kann sich beim Bummel durch die Räume unbeschwert in die Antike, den Orient oder in die Zeit der preußischen Königshäuser des 18. Jahrhunderts versetzen lassen. Gleich um die Ecke liegen Schloss Cecilienhof und die Meierei mit Biergarten.

Das Lustschloss fällt in der Potsdamer Kulturlandschaft aus dem Rahmen. Nach dem Tod seines Onkels Friedrich des Großen 1786 wollte dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm II. auch baulich neue Akzente setzen. In Italien ließ der König antike Skulpturen und Gefäße kaufen, Deckengemälde in Anlehnung an die antike Mythologie gestalten und klassizistische Kamine anfertigen. Bald erwies sich das wie ein auf den Heiligen See hinausgeschoben wirkendes Haus als zu klein, so dass zwei Flügel angebaut wurden. Freuen kann sich über den neuen Anblick auch TV-Moderator Günther Jauch, der am anderen Ufer wohnt. Er hat mit einer Spende die Renovierung des Kloebersaals wesentlich unterstützt. Claus-Dieter Steyer

Infos unter www.spsg.de

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