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Nach Hungertod: Baby-Besuchsdienst gestartet

Rund ein Jahr nach dem Hungertod eines sechs Monate alten Jungen in Frankfurt (Oder) hat die Stadt einen sogenannten Baby-Besuchsdienst eingeführt. Vorbild ist Potsdam, wo 95 Prozent der Familien erreicht werden

Mit dem Projekt sollen Familien noch besser als bisher unterstützt werden, um bei Problemen schnell reagieren zu können, sagte Bürgermeisterin Katja Wolle (SPD) am Donnerstag. Ziel sei, den Eltern Wege für eine gute körperliche und geistige Entwicklung der Kinder zu sichern.

Die Familien neugeborener Kinder sollen künftig im ersten Lebensjahr des Säuglings dreimal besucht werden, das erste Mal in der vierten bis fünften Lebenswoche, wie Harald Rönitz vom Frankfurter Gesundheitsamt erläuterte. Dabei werden die insgesamt drei Mitarbeiterinnen mit den Eltern sprechen und ihnen anbieten, bei Problemen Kontakt aufzunehmen. Die Eltern erhielten zudem einen Aufkleber mit Notrufnummern und eine Liste der Kinderärzte.

Frankfurt orientiere sich an den Erfahrungen aus Potsdam, wo mit dem Begrüßungsdienst 95 Prozent der Familien erreicht würden, heißt es weiter. Das sei weit mehr als in anderen Netzwerken. Wenn Eltern den Besuch ablehnten, sollen sie ein zweites Mal angeschrieben werden. Die Teilnahme sei aber freiwillig. Mit Polizeigewalt werde ein Besuch keinesfalls durchgesetzt.

Am 13. Februar 2008 war in einer Frankfurter Wohnung ein sechs Monate altes Baby tot aufgefunden worden. Die Eltern hatten ihrem Sohn immer weniger zu essen gegeben, so dass er verhungerte und verdurstete. Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilte die Mutter im August 2008 wegen Totschlags zu sieben Jahren und den Vater zu zehn Jahren Haft. Ende 2008 hatte sich in der Stadt als Reaktion darauf eine aus Vertretern mehrerer Behörden bestehende Arbeitsgruppe
„Kinderschutz“ konstituiert, die Maßnahmen zur Vorbeugung von Kindesmisshandlung vorschlagen soll. ddp

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