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Brandenburg: Neonazis zogen bei Angriff auf Mexikaner den Kürzeren

Lateinamerikanische Musiker wurden mit rassistischen Sprüchen beschimpft Sie wehrten sich. Doch dann bekamen sie Probleme mit der Polizei

Von Frank Jansen

Potsdam – Die sechs kräftigen jungen Männer hatten sich verrechnet. Sie glaubten in der Mehrheit zu sein, als sie in der Nacht zu Sonntag in der Autobahn-Raststätte Linumer Bruch zwei Mexikaner mit Sprüchen wie „Verpisst euch, ihr habt in Deutschland nichts zu suchen“ beleidigten. Doch dann kamen immer mehr Lateinamerikaner hinzu und geleiteten die bedrängten Landsleute hinaus. Doch die Deutschen folgten zum Parkplatz, es flog eine Flasche. Sie zerbarst am Brustkorb eines Mexikaners. Da wehrte sich die Reisegruppe, am Ende hatten drei Deutsche blutige Köpfe. Die Angreifer wichen zurück. Den Moment nutzten die Lateinamerikaner, stiegen rasch in ihren Bus und fuhren ab. Doch es folgte ein Polizeieinsatz, über den die Mexikaner nun auch klagen.

Bei der attackierten Gruppe handelt es sich um Musiker und Crew der Band „Panteón Rococó“, die in Mexiko mit der linken Bewegung der Zapatisten sympathisiert. Der Bus war unterwegs zu einem Konzert in Kopenhagen. Tourmanager Humberto Pereira sagt, er habe schon vom Gelände der Raststätte aus die Polizei angerufen und mitgeteilt, dass der Bus zum nächsten Autobahn-Parkplatz fahre, um aus der Gefahrenzone zu kommen.

Auf dem Parkplatz seien drei Streifenwagen erschienen und hätten den Bus blockiert. „Ein Polizist sagte, wir hätten die Deutschen verprügelt, weil wir eine andere Ideologie haben“, so Pereira. Außerdem habe der Beamte geäußert, Linksextremisten seien nicht besser als Rechtsextremisten. Der Polizist habe mit einer Taschenlampe dem – deutschen – Busfahrer in die Augen geleuchtet, weil der angeblich wie ein Drogenkonsument aussah. „Alles Schikane“, empört sich Pereira.

Die 20-köpfige Reisegruppe habe zum Schutzbereich Neuruppin mitkommen müssen und erst gegen 13 Uhr gehen können, so Perreira. Ein Polizist habe sie von einer Anzeige gegen die deutschen Schläger abhalten wollen – mit den Worten, „die Jungs sehen auch von einer Anzeige wegen schwerer Körperverletzung ab“.

Die Vorwürfe seien „unverschämt“, sagt der Potsdamer Polizeipräsident Bruno Küpper. Es gebe keine Hinweise auf Fehlverhalten im Dienst. Sonntag früh seien sogar Beamte eingesetzt worden, die dienstfrei hatten. Die Polizei habe alle Personen eingesammelt, um den Sachverhalt zu klären. Außerdem werde gefährliche Körperverletzung von Amts wegen verfolgt. So könne keine Rede davon sein, dass die Polizei eine Anzeige verhindern wollte. Bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin läuft bereits ein Ermittlungsverfahren. Die deutschen Angreifer „sollen dem äußeren Anschein nach der rechten Szene angehören“, sagt Oberstaatsanwalt Jürgen Schiermeyer. Hinweise auf Fehler der Polizei hat er nicht. Pereira hingegen will Anzeige gegen die Polizei erstatten.

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